Am 29. September 2011 wird ein neuer Tunnel in der Nähe von Tromsø eröffnet. Die Ryaforbindelsen verbindet dann die Südspitze von Kvaløya mit dem Festland und ersetzt die Fähre von Vikran nach Larseng. Der neue Tunnel ist 3,2 km lang und hat ungefähr 35 Mio. Euro gekostet. Da man 80 im Tunnel fahren darf, verkürzt sich die Fahrzeit von 30 Minuten Fähre auf 5 Minuten mit dem Auto. Allerdings ist die Durchfahrt nicht umsonst. Zum ersten Mal wird ab dem 30. September ein Maut System eingesetzt, mit dem die Baukosten teilweise gegen finanziert werden sollen.

Das Maut System funktioniert ganz genau so wie die Maut in Stockholm. Über der Straße sind Kameras angebracht, die bei der Durchfahrt ein Foto vom Nummernschild machen. Das die Nummernschilder im Winter wegen Schnee, Matsch und Dreck kaum zu erkennen sind, hat man sicherlich einkalkuliert. Bei jeder Durchfahrt wird man also fotografiert. Es gibt 4 Möglichkeiten zu bezahlen. Entweder wartet man auf eine Rechnung per Post. Das ist dann ganz genau so wie in Stockholm, wo man auch einmal im Monat eine Abrechnung für alle Durchfahrten bekommt. Alternativ dazu kann man auch im Internet bezahlen oder an eine Servicestation gehen und dort bar bezahlen. Ich denke in diesem Fall muss man nur sein Nummernschild sagen und wird im System nachgeschlagen. Für diese drei Zahlungsmöglichkeiten wird kein Rabatt angeboten. Man bezahlt immer den vollen Betrag von 100 NOK pro Durchfahrt der Ryaforbindelsen. Die Fähre kostet aktuell 61 NOK für das Auto (inkl. Fahrer) und jeweils 25 NOK für weitere Erwachsene.

Fährt man öfters durch den neuen Tunnel, z.B. weil man nach Tromsø zur Arbeit pendelt, sollte man die vierte Zahlungsart wählen, den AutoPASS. Nadine hat zum Beispiel eine Arbeitskollegin im Scandic Hotel, die in Vikran wohnt und jeden Tag nach Tromsø muss. Ich schätze mal, dass die sich einen AutoPASS holen wird. Der AutoPASS ist eine Art Vignette bzw. kleiner Kasten mit einem eingebauten Chip, wenn ich das richtig verstanden habe, der an der Frontscheibe angebracht werden muss. Man schließt eine Art Vertrag mit AutoPASS ab und erhält nach ein paar Tagen seinen individuellen Kasten mit der Post. Fährt man jetzt mit dem AutoPASS durch die Ryaforbindelsen, bekommt man schon mal 10% Rabatt. Das Geld wird direkt von der Kreditkarte abgebucht, die man bei Vertragsabschluss angeben muss. Entscheidet man sich für einen Prepaid Vertrag, fällt der Rabatt noch höher aus. Maximal bekommt man 50% Rabatt, wenn man 10.000 NOK als Vorschuss zahlt. Einmal nach Tromsø und zurück pendeln, kostet dann nur noch 100 NOK statt 200 NOK. Geht man von rund 21 Arbeitstagen im Monat aus, entspricht das 2100 NOK im Monat. Ich denke das geht noch. Den Betrag spart man locker ein, wenn man sich eine Mietwohnung auf dem Festland statt in Tromsø sucht. Außerdem kann man Ausgaben für den Arbeitsweg in Norwegen von der Steuer absetzen. Allerdings bin ich mir nicht sicher das die Straßen im Winter immer sofort schneefrei sind.

Der AutoPASS ist übrigens in ganz Norwegen gültig. Eine Übersicht über alle Mautstellen, an denen der AutoPASS benutzt werden kann, findet ihr hier. Am 29. September kann man den Tunnel der Ryaforbindelsen übrigens kostenlos nutzen, da das Maut System erst am 30. September aktiviert wird. Happy Days. Leider eine Woche zu spät, da wir am Wochenende mal zur Malangen Brygger fahren wollen und dafür noch die Fähre nach Vikran nehmen müssen.

So nun wird es aber mal wieder Zeit dass ich hier einen Eintrag schreibe. Im Moment passiert immer so viel, dass man zu nichts wirklich kommt.
Wie ja eigentlich alle wissen, arbeite ich seit Juli für Adecco Norge. Ist eigentlich wirklich ganz nett, mal abgesehen von den Zeiten wo man zu Hause sitzt und auf einen Anruf wartet. Dies blieb mir seit Mitte August erspart, denn das Scandic Hotel hatte mich und eine Kollegin von Adecco Vollzeit bis zum 09. Oktober gebucht.

Kurz darauf entdeckte meine liebe Kollegin Dagmara, dass das Scandic 2 Leute für 100 Prozent Stellen sucht. 100 Prozent Stellen als Zimmermädchen zu bekommen, ist wirklich nicht leicht. Eine Scandic Mitarbeiterin musste 3 Jahre arbeiten bevor sie die 100% Stelle bekam.

Der Hotelboss, Kjell-Olav, ein sehr netter Mann, trat dann also in Verhandlungen mit Adecco, da wir abgekauft werden müssen. Klar hätten wir einfach kündigen können und dort anfangen können, aber das Scandic braucht die Hilfe von Adecco und deswegen wollte er lieber den "richtigen" Weg gehen.

Am 12. September haben Dagmara und ich jeweils einen 100 Prozent Vertrag im Scandic Tromsø unterschrieben. Da sie uns vorher schon bis zum 09. Oktober über Adecco gebucht hatten, fängt unser offizieller erster Arbeitstag am 10.10. an.

Das spielt im Endeffekt aber keine Rolle, denn wir gehören schon zum Team. Arbeitskleidung und alles haben wir bereits von Scandic, nur der Lohn fehlt noch.

Also somit kann ich wirklich sagen, dass Norwegen meinem Arbeitsleben und auch meinem Bankkonto sehr gut tut.


Seit Beginn dieser Saison hat der 1.FC Köln bekanntlich einen norwegischen Trainer. Ståle Solbakken heißt der gute Mann, der im Mai den Chefsessel beim FC übernommen hat. Vorher hatte er den FC Kopenhagen zur dänischen Meisterschaft geführt. Ich lehne mich glaube nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich sage das ihm das in Köln nicht gelingen wird. Eigentlich hatte Solbakken ja auch noch einen Vorvertrag mit dem norwegischen Fußballverbund um 2012 die Nationalmannschaft zu übernehmen. Irgendwie gab es da jedoch eine Ausstiegsklausel, keine Ahnung. Jedenfalls ist er jetzt in Köln.

Nun ist der 1.FC Köln ja keine Mannschaft, wo man bei ausbleibendem Erfolg lange am Trainer festhält. Vor ein paar Monaten hatte ich auf einem anderen Blog gemutmasst, dass er keine 10 Spieltage in Köln bleiben würde. Was ich gestern von Kim, unserem Chef im Büro, erfahren habe - zum Trainerstab gehört seit 2 Spieltagen auch jemand aus Tromsø. Bjørn Vidar Stenersen ist wohl seit der Fussball Jugend mit Kim befreundet und eigentlich seit 2008 Physio Trainer bei TIL. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Björn einen 4-Jahres Vertrag mit TIL, wird aber für die laufende Bundesliga Saison an den 1.FC Köln ausgeliehen. Den Tipp Björn einzustellen, hat Ståle Solbakken angeblich direkt von Per Mathias Høgmo, dem Cheftrainer von Tromsø IL den wir neulich übrigens beim Joggen im Park getroffen haben.

Seit zwei Spieltagen ist Björn nun unten in Köln und arbeitet im Trainerstab mit. Beim 1.FC Köln ist natürlich alles viel größer als bei Tromsø IL. Man steht die ganze Zeit im Rampenlicht. Zu jedem Training kommen 5000 Fans und die Presse. Es gibt Heimspiele von TIL wo weniger Zuschauer kommen. Natürlich ist Björn auch klar, dass der Job in Köln keinesfalls sicher ist und seine Position als Physio Coach vom Erfolg der Mannschaft und vor allem von Solbakken abhängt. Ganz lustig war eine SMS die Kim letztes Wochenende nach dem überraschenden 1:4 Auswärtserfolg von Köln über Leverkusen bekommen hat. „Juhu ich habe nächste Woche noch einen Job“


Letzte Woche waren ja bekanntlich Kommunalwahlen in Norwegen. Überraschenderweise kommt es zu einem Regierungswechsel in Tromsø. Die sozialdemokratische Arbeiderpartiet, die meines Wissens nach die letzten 12 Jahre in Tromsø das Sagen hatte, wird abgelöst. In den nächsten vier Jahren wird ein Bündnis von drei Parteien die Stadt regieren. Høyre, die konservativ, liberale Partei, hat 36% der Stimmen geholt. Das sind unglaubliche 25% mehr als 2007. Selten war der Begriff Erdrutschsieg passender als hier. Mir ist bis jetzt noch nicht ganz klar, was die Wähler so verprellt hat, dass sie von der Arbeiderpartiet in Tromsø abgerückt sind und Høyre gewählt haben.

Wenn eine Partei um 25 Prozent zulegt, dann bleibt natürlich für die anderen nicht mehr besonders viel übrig. Auch die anderen beiden Bündnisparteien verlieren Wähler. Die rechts konservative Fremskrittspartiet verliert im ganzen Land und auch in Tromsø deutlich und landet bei rund 11 Prozent. Auch die Venstre Partei wird weniger gewählt als 2007. Diese Partei macht nach eigener Aussage eine sozialliberale Politik. Mir ist schleierhaft wie Venstre und Fremskrittspartiet ein Regierungsbündnis eingehen können. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als ob es in Deutschland ein Regierungsbündnis zwischen CDU, den Republikanern und der Linkspartei geben würde. Sehr merkwürdig. Allerdings glaube ich nicht, dass die Wahl einen sehr großen Einfluss auf unser Leben in Tromsø haben wird. Eine wirklich beeinflussende Wahl gibt es erst wieder 2013 wenn die Regierung gewählt wird.

Wie bereits angeschnitten, wurden die Kommunalwahlen an einem Montag durchgeführt. Ich habe bis jetzt keine Ahnung warum und welchen Vorteil das haben soll. Jedenfalls hatte das deutliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Alle Kindergärten in Tromsø waren geschlossen, so dass einige meiner Kollegen zuhause bleiben mussten. Da es am Wahltag kein Problem für mich war, auf dem sonst überfüllten Parkplatz an unserem Büro einen Parkplatz zu finden, denke ich das es vielen anderen Eltern ähnlich ergangen ist. An diesem Montag waren auch viele anderen staatliche Einrichtungen geschlossen, zum Beispiel die staatliche Ladenkette für Alkoholverkauf. Auch in Supermärkten durfte an diesem Tag kein Bier verkauft werden. Kein Alkoholverkauf - ich glaube das wäre ein Grund dafür, warum eine Wahl am Montag in Deutschland nicht funktionieren würde. Nimmt man alles zusammen, ein Tag keine Einnahmen durch Alkoholverkauf und gefühlt 10% weniger Leute die zur Arbeit erscheinen, ist das schon ein recht hoher Preis dafür eine Kommunalwahl am Montag zu haben. Auf der anderen Seite ist die Wahlbeteiligung mit über 61% schon deutlich besser als bei Kommunalwahlen in Deutschland.

In Norwegen finden heute Kommunalwahlen statt, an denen wir leider nicht teilnehmen können. Im Moment ist mir noch nicht ganz klar, wer bei Kommunalwahlen wählen darf und wer nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man keine norwegische Staatsbürgerschaft haben muss. Einige Freunde, die ebenfalls eingewandert sind, haben nämlich eine Wahleinladung bekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass man einige Jahre in Norwegen gelebt haben muss um für die Kommunalwahl stimmberechtigt zu sein.

In Tromsø gibt es 27 Wahlkreise und 52.000 stimmberechtigte Wähler. Man kann davon ausgehen, dass die Wahlbeteiligung über 75% liegen wird. Etwas eigenartig finde ich, dass der Wahltermin auf einen Montag gelegt wurde. In Deutschland und Schweden finden Wahlen immer an einem Sonntag statt. Warum das hier in Norwegen anders ist, keine Ahnung. Persönlich würde ich eigentlich davon ausgehen, dass viele Leute keine Lust haben vor oder nach der Arbeit ins Wahllokal zu rennen. Eigentlich kann ich mir das nur so erklären, dass die Wahl immer am 12. September stattfinden muss, unabhängig davon welcher Wochentag das ist. Dazu muss man allerdings sagen, dass man auch gestern (Sonntag) schon wählen gehen konnte, quasi zur Vorhand Wahl. Das haben allerdings nur 8200 Wähler aus Tromsø getan, also weniger als 20% der Stimmberechtigten.

Parteien mäßig habe ich auch noch nicht den vollen Durchblick in Norwegen. Es gibt die Arbeiterpartei, die zur Zeit die Regierung stellen. Diese Partei hat nach dem Amoklauf auf Utøya noch mehr Sympathien erhalten und wird wohl in den meisten Wahlkreisen stärkste Partei werden. Die „Arbeiderpartiet“ kann man mit der SPD vergleichen. Die zweitstärkste Partei sind die Høyre (die Rechten). Das klingt schlimm, es handelt sich aber um eine konservative, bürgerliche Partei ähnlich der CDU. Die drittstärkste Partei ist die Fremskrittspartiet, die eine sehr nationalistische Politik propagiert. Die Fremskrittspartiet macht sich gegen politische Flüchtlinge und Asylanten, gegen eine Moschee in Tromsø und Samisch als offizielle Amtsprache stark. Also schon eindeutig auf der rechten Seite muss man sagen. Aus dem Wahlprospekt habe ich ansonsten entnommen, dass man vor allem Projekte zum Ausbau der Infrastruktur in Nord-Norwegen ankurbeln will. Für die Fremskrittspartiet scheinen Autofahrer außerdem unheimlich wichtig zu sein. Bei jedem im Wahprospekt vorgestellten Wahlkandidaten war angegeben, welches Auto er fährt. Glückwunsch das ihr alle (mit einer Ausnahme) Audi, Lexus oder Mercedes fahrt. Naja wer was kompensieren muss.

Etwas nervig an der Kommunalwahl finde ich den „Telefonspam“. Seit einer Woche bekomme ich ständig automatisierte Anrufe von einem Computer, der versucht mit mir eine Wahlumfrage auf Norwegisch durchzuführen. Mindestens drei oder vier solcher Anrufe habe ich schon bekommen. I could not care less.

Gestern nachmittag die Hammer Nachricht auf itromso.no. IKEA kommt nach Nord-Norwegen und will in Tromsø einen neuen Standort eröffnen. Wirtschaftlich, bedeutet das einen unheimlichen Aufschwung für die Region. Es wird neue Arbeitsplätze geben und endlich etwas Konkurrenz für die bisherigen Platzhirsche Skeidar oder Bohus, bei denen es echt nur teures Zeug gibt. Okay vielleicht sind diese Möbel in der Qualität etwas besser und halten länger. Allerdings sind wir in den letzten 5 Jahren so oft umgezogen, dass wir sowiso alle Nase lang neue Möbel kaufen mussten. Ich kaufe lieber billig und dafür öfters. Der einzige Laden in Tromsø, der aktuell einigermassen preiswerte Einrichtung hat, ist Jysk.

Zur Zeit wird eine geeignete Location für IKEA gesucht. Ich denke mal das mindestens ein oder zwei Jahre vergehen werden, bis der erste IKEA Einkaufswagen in Tromsø rollt. Wie beliebt IKEA bei den Norwegern ist, kann man daran sehen, welche Entfernungen teilweise zurückgelegt werden nur um dort einkaufen zu gehen. Viele meiner Arbeitskollegen fahren mindestens einmal im Jahr nach Haparanda, das an der schwedisch-finnischen Grenze liegt. Dort befindet sich im Moment der nördlichst gelegene IKEA. Dieser IKEA Standort ist auch der Standort, welcher am nähesten an Tromsø liegt. Immerhin sind es 670 km oder 8 Stunden Fahrzeit dort hin. Der IKEA Besuch in Haparando ist aufgrund der grossen Entfernung ein richtiges Happening. Nachbarn werden nach Möbelwünschen gefragt. PKW Anhänger werden untereinander verliehen. Die Strecke kann man natürlich nicht an einem Tag hin und zurück fahren. Der IKEA Besuch steigt also meistens zu einem Wochenendausflug mit Übernachtung auf. Der von Tromsø am nächsten gelegene IKEA in Norwegen, befindet sich übrigens in Trondheim – Leangen. Das liegt über 1.000 km entfernt und sprengt sogar den Wochenendausflug. Nicht zuletzt deshalb, da in Norwegen alle Geschäfte am Sonntag geschlossen haben (anders als in Schweden).

Die Alternative zur Fahrt nach Haparanda, wäre eine Bestellung und Lieferung von IKEA Leangen. Leider sind die Lieferkosten von dort nach Tromsø utopisch. 3.499 NOK (450 Euro) kostet die Lieferung nach Tromsø. Glücklicherweise ist der Betrag fix, unabhängig davon wie gross die Bestellung ist. Im Idealfall finden sich mehrere Interessenten um sich die Lieferkosten zu teilen. Der beste Ort um Interessenten zu finden, denen man darüber hinaus auch noch vertraut, ist die Freundesliste auf Facebook. Immerhin 2 feste und 2 potentielle IKEA Besteller haben sich nach unserem letzten Facebook Aufruf gemeldet, so dass wir den Preis für die IKEA Lieferung teilen können.

All das wird hoffentlich in zwei Jahren der Vergangenheit angehören, wenn Tromsø ein eigenes IKEA Warenhaus besitzt. Der nächste Schritt wäre dann der Anschluss an das norwegische Eisenbahnnetz.