Tromsø gilt als einer der besten Orte auf der Welt, an denen man das Nordlicht beobachten kann. Im letzten Jahr hatten wir ein wenig Pech mit dem Beobachten, da wir es oft verpasst haben. Durch Freunde und Kollegen auf Facebook erfährt man meist zu spät, dass ein Nordlicht zu sehen war. Die beste Zeit des Jahres, um das Aurora Borealis in Tromsø und Umgebung zu sehen, ist von November bei März. Es dürfen keine Wolken am Himmel zu sehen sein und die Temperatur muss ein gutes Stück unter dem Gefrierpunkt liegen. Mit etwas Glück und entsprechender Sonnenaktivität ein paar Tage vorher, könnt ihr dann das Polarlicht sehen. Aus eigener Erfahrung ist zwischen 20:00 Uhr und 23:00 Uhr die beste Zeit dafür.

Bisher haben wir nur das grüne Polarlicht hier bei uns gesehen. Dieses wird durch Sauerstoffatome in 100 km Höhe erzeugt. Das rote Licht entsteht durch angeregte Sauerstoffatome in 200 km Höhe. Für blaue und violette Farben werden Stickstoffatome benötigt, die es nur bei sehr starken Sonnenwinden gibt. Natürlich wollt ihr als Tromsø Tourist im Winter unbedingt das Polarlicht sehen. Dafür müsst ihr Folgendes tun. Schaut euch die Aurora Borealis Vorhersage der Universität von Alaska im Internet an. Dort werden Daten über auftretende Sonnenstürme gesammelt und als Nordlicht Vorhersage veröffentlicht, da die Sonnenpartikel 2 bis 4 Tage bis zur Erde brauchen. Auf der angesprochenen Webseite vom Geophysischen Institut in Fairbanks, seht ihr also die Vorhersagen der nächsten 3-4 Tage. Auf der gezeigten Skala von 0 bis 9 braucht ihr mindestens eine 5, um sicher zu sein, dass es Nordlicht Aktivität in Tromsø gibt. Was ihr jetzt noch braucht ist ein wolkenfreier Himmel und die richtige Temperatur. Diese Daten holt ihr euch am besten bei storm.no oder yr.no. Eine hundert prozentige Garantie gibt es natürlich nicht, aber mit diesen Daten habt ihr euer Bestes getan.

Nun braucht ihn nur noch eine gute Stelle zum Beobachten und Fotografieren. Dazu fahrt ihr am Besten ein Stück aus Tromsø raus, denn die Lichter der Stadt erschweren das Beobachten. Meine Lieblingsstelle zum Fotografieren ist auf Kvaløya in der Nähe vom Finnvikvatnet. Das ist ein kleiner Bergsee, der im Winter natürlich dick zugefroren ist. Direkt am See und 50 Meter dahinter bevor es in einen Tunnel geht, habt ihr Parkbuchten bzw. einen Parkplatz der allerdings im Winter nicht geräumt wird. Sollten alle Parkplätze bereits von Nordlicht Jägern belegt sein, fahrt ihr einfach wieder zurück in Richtung Tromsø und stellt das Auto in einer der vielen Parkbuchten ab.



Für gute Fotos braucht ihr in jedem Fall ein Stativ. Es geht nicht ohne. Idealerweise könnt ihr eure Kameraeinstellungen manuell vornehmen. Ich fotografiere immer mit einer Verschlusszeit von 30 Sekunden. Das ist das Maximum meiner Sony Alpha 290 - einer Einsteiger Spiegelreflexkamera. Bei der Blende variiere ich zwischen 2.8 and 5.0. Als ISO Wert nehme ich entweder 400 oder 800, teilweise gibt es ab 800 leider schon einige Körner zu sehen. Ein weiterer Nachteil meiner Kamera, man kann das Bild vor der Aufnahme nicht live auf dem Display sondern nur im Sucher sehen. Das ist normalerweise kein Problem. Allerdings ziehe ich das Stativ nicht so weit aus, denn es ist ein wenig windig an dieser Stelle auf dem Berg und ich will Bilder ohne Verwackeln aufnehmen. Das Stativ ist also nur 50 cm hoch und es ist etwas schwierig in den Sucher zu schauen. Die Aufnahme selbst macht ihr entweder mit einem externen Auslöser, einer Fernbedienung oder mit Selbstauslöser. Auf keinen Fall die Kamera anfassen um das Foto zu machen, da es sonst auch zu stark wackelt.

Die beiden Bilder sind mit meiner Sony Alpha 290 und einem Weitwinkel Objektiv von Tamron (SP AF 17-50mm F/2.8 XR) aufgenommen. Das erste Bild ist 30 Sek., F/2.8, ISO800 und das zweite Bild ist 25 Sek., F/4.5, ISO400. Das zweite Bild ist leider etwas dunkel geworden, allerdings sieht man die Farbe des Polarlichts hier schöner.


Morgen startet bereits zum 22. Mal das internationale Film Festival in Tromsø. Das ist hier immer ein ganz besonderes Highlight. Für knapp eine Woche weht ein Hauch von Großstadt Atmosphäre durch die Stadt. Ein eigenes Filmfestival, davon gibt es nicht viele in Nord-Norwegen. Natürlich kann man das TIFF nicht mit der Berlinale oder Cannes vergleichen. Hauptsächlich werden unbekannte Filme oder Klassiker gezeigt. Hollywood Flicks werden so gut wie gar nicht gezeigt. Einzig den Golden-Globe prämierten Streifen "The Descendants" mit George Clooney findet man im Programm. Der Film wird immerhin eine Woche vor dem offiziellen Kinostart in Norwegen gezeigt. Beide Vorstellungen, während des Tromsø International Film Festivals, sind allerdings bereits ausverkauft.

Im Programm sind viele Filme aus Frankreich, Russland, der arabischen Welt und sogar einige Kurzfilme aus Deutschland. Ein echter Kultfilm aus der DDR ist "Die Söhne der großen Bärin" mit Gojko Mitic - für den es natürlich noch Karten gibt. Der Film wird auf Deutsch mit norwegischen Untertiteln gezeigt - cool! Auch über den arabischen Frühling sind einige Filme im Programm. Bis heute, einen Tag vor Beginn des Festivals, wurden bereits 30.000 Eintrittskarten verkauft. Um einen Film zu sehen benötigt man neben der Eintrittskarte auch noch den Festivalpass. Das war in den letzten Jahren immer ein Armband, welches man tragen muss wenn man einen Film auf dem Filmfestival anschauen will. Dieses Armband kann man zusammen mit einer Programmübersicht vorab für 110,00 NOK kaufen (Studenten zahlen 80,00 NOK). Festivalpässe sind bereits 5.000 Stück verkauft worden. Im Schnitt will also jeder Besucher sechs Filme sehen. Zusammen mit dem Festivalpass, kann man dann Tickets für einzelne Filme auf dem Festival kaufen. In diesem Jahr ist es zum ersten Mal möglich die Eintrittskarten online zu kaufen und einfach nur auszudrucken. Der Eintritt pro Festivalfilm kostet 85,00 NOK, also nur 10,00 NOK weniger als ein normales Kinoticket kostet. Dadurch, dass man sich dieses Armband noch kaufen muss, bezahlt man also etwas mehr als normal. Schätze das ist auf den meisten Filmfestivals so. Allerdings kann man auch Filmpakete kaufen. Im 10-er Pack Eintrittskarten kostet jeder Film nur noch 69,00 NOK, im 20-er Pack dann nur noch 63,50 NOK. Idealerweise kennt man also noch ein paar Freunde, die ebenfalls das Tromsø International Film Festival besuchen wollen, und teilt sich mit denen dann eine 10-er oder 20-er Karte.

Gezeigt werden die Festivalfilme an unterschiedlichen Locations in Tromsø. Im Aurora Kino, im Verdensteatret, im Kulturhuset und teilweise auch im Hålogaland Teater. Ein besonderes Highlight ist das Freilicht-Kino auf dem Hauptmarkt. Dort werden bei Schnee und Eis kostenlose Filme gezeigt, hauptsächlich tagsüber Kinderfilme. Ein Film, den ich mir auf jeden Fall nicht entgehen lassen werde, ist Countryside - ein Snowboarding Film von Cold Up Here Productions mit Snowboardern aus Tromsø.


In Nord-Norwegen zu leben ist sonnen-technisch schon ziemlich extrem. Im Sommer zwei Monate in denen die Sonne nie untergeht. Im Winter zwei Monate in denen sie nicht mehr aufgeht. Die Dunkelperiode ist allerdings weniger schlimm, als ich anfänglich befürchtet hatte. Es ist nicht die ganze Zeit komplett dunkel, wie in tief-schwarzer Nacht. Die Dunkelzeit fängt in Tromsø um den 20. November an. Dann schafft es die Sonne nicht mehr über die südlich, am Straumsfjorden gelegenen Berge auf dem Festland. Das Einzige, was dann noch an die Sonne erinnert, ist ein rötlich-gelbes Licht hinter der Bergsilhouette. Je weiter man in den Dezember hineinkommt, desto weniger "Sonne hinter den Bergen" gibt es. Mitte Dezember fängt es ab 9:30 Uhr an "hell" zu werden. Zwischen 10:00 Uhr und 12:30 Uhr entsprechen die Lichtverhältnisse in etwa denen in Deutschland am selben Tag zwischen 16:00 Uhr und 17:00 Uhr. Es ist also nur dämmerig-hell. Die volle Tageshelligkeit gibt es gar nicht mehr, so lange die Sonne nicht mehr komplett über den Horizont bzw. die Berge kommt.

Ihr könnt also davon ausgehen, dass es zwischen 10:00 Uhr und 13:00 Uhr ein wenig Helligkeit gibt, so dass man von Tageslicht sprechen kann. Keine komplette Dunkelheit also. Für mich gibt es aber ein anderes Problem. Nachdem es spätestens um 14:00 Uhr in Tromsø wieder dunkel geworden ist, stellt sich meine innere Uhr auf Feierabend Laune ein. Es fühlt sich dann im Büro immer so an, als ob es gleich nach Hause geht. Man darf dann aber noch mehrere Stunden bleiben, das nervt. Ich persönlich werde auch früher müde als in den anderen 3 Jahreszeiten. Du lebst quasi von 14:00 Uhr an in Dunkelheit. Kein Wunder das es dir um 20:00 Uhr schon so vorkommt, als ob du schon sehr lange in die Nacht hinein wach bist. Ich gehe auch definitiv früher schlafen als im Sommer. Auch wenn ich gefühlt länger schlafe, kann ich nicht behaupten am nächsten Morgen voll erholt aufzuwachen. Es ist natürlich auch noch dunkel wenn der Wecker klingelt. Es fühlt sich an, als ob man mitten in der Nacht aufsteht. Der natürliche Rhythmus wird hier im Winter schon etwas durcheinander gewirbelt.

Etwas erträglicher ist die Dunkelzeit auf jeden Fall wenn Schnee gefallen ist, wovon man in Tromsø ab November eigentlich ausgehen kann. Der Schnee macht alles heller, winterlicher und schöner. Keine dunklen Straßen, die das verbleibende Licht verschlucken. In ungefähr einer Woche, um den 20. Januar herum, taucht die Sonne dann wieder über den Bergspitzen auf. Ich kann es kaum noch erwarten. In Tromsø gibt es die Tradition das die Bäckereien Mørketidsboller verkaufen, wenn die Sonne nicht mehr aufgeht. Das sind mit Schokolade überzogene Pfannkuchen (Berliner). Die dunkle Schokolade soll wahrscheinlich die kommende Dunkelheit symbolisieren. Am Tag der Sonnenrückkehr, 2012 kann man damit in Tromsø wie gesagt ab dem 20. Januar rechnen, gibt es dann Solboller. Das sind ebenfalls Pfannkuchen (Berliner), diesmal aber ohne dunklen Überzug und mit Eiercreme Füllung - lecker.

Noch ein Filmtipp. Viele von euch kennen sicherlich den amerikanischen Film "Insomnia" mit Al Pacino und Robin Williams, der in Alaska spielt. Was ich bisher nicht wusste, bei diesem Film handelt es sich um ein Remake. Das norwegische Original wurde 1997 in Tromsø gedreht. Unbedingt anschauen. Der Film handelt von der Untersuchung eines Mordes an einem 17-jährigen Mädchen und den Schlafproblemen des Ermittlers wegen der Mitternachtssonne. Jaja, jeder Tromsø Neuling hat hier so seine Probleme mit den Sonnen Verhältnissen.


Wer länger in Norwegen bleiben will und hier arbeitet, der braucht ein norwegisches Konto. Der Arbeitgeber kann zwar das Gehalt in der Regel auch ins Ausland überweisen. Wenn man in Norwegen aber ausschließlich mit deutschem Konto und deutschen Karten hantiert, fallen auf Dauer jedoch zu viele Gebühren an. Für die Kontoeröffnung benötigt man einen Reisepass, den Registrierungsnachweis der norwegischen Polizei und die Fødselsnummer. Die Fødselsnummer entspricht der schwedischen Personnummer. Da man diese Nummer nur auf Antrag vom Finanzamt zugeteilt kriegt und die Bearbeitungszeit mehrere Wochen bis Monate betragen kann, ist es mehr als wahrscheinlich, dass man zum ersten Zahltag noch kein norwegisches Konto besitzt. Normalerweise kann der Arbeitgeber nun das erste Gehalt entweder auf ein deutsches Konto auszahlen oder das Gehalt zunächst für den Arbeitnehmer einbehalten (Adecco).

Ich hatte meine Fødselsnummer nach ungefähr 6 Wochen erhalten und bin noch am selben Tag zu Nordea gegangen um dort ein Konto zu eröffnen. Ich hatte bereits in Schweden ein Konto bei Nordea und war damit sehr zufrieden. Verglichen mit unserem Start in Schweden muss ich sagen, dass die Kontoeröffnung in Norwegen einfacher war. Es war von Anfang an klar, welche Unterlagen benötigt werden. Ende 2007 war die Kontoeröffnung in Schweden noch eine Grauzone. Ich wurde damals in Stockholm von Swedbank abgewiesen, die für mich kein Konto eröffnen wollten. Einige andere Leute die ich kenne, hatten auch Probleme ein schwedisches Konto zu bekommen.

Leider wurde mir auf den zweiten Blick klar, dass das Nordea Konto in Norwegen alles andere als gut ist. Für fast alles werden Gebühren verlangt, sogar beim Bezahlen mit der Bankkarte im Laden. Der Freude über das neue Konto folgte also sehr schnell die Enttäuschung. Eine kleine Umfrage im Büro ergab jedoch, dass viele Kollegen bei Skandiabanken ein Konto haben. Das ist eine reine Direktbank ohne Filialen, dafür mit besseren Konditionen. Dort habe ich im Moment mein norwegisches Konto. Das Nordea Konto habe ich wieder dicht gemacht. Bei Skandiabanken kann man nach dem Einloggen mit einem Mitarbeiter chatten, sogar in Englisch. Das ist bei Rückfragen sehr praktisch, z.B. wenn einem als Neu-Norweger der Kreditkartenantrag abgelehnt wird. Blöderweise musste ich mich selbst darum kümmern, dass meine Daten bei dem norwegischen Schufa Äquivalent Lindorff hinterlegt werden. Ich glaube die gleichen ihre Stammdaten nur aller paar Monate mit dem Einwohnerregister ab. Wenn man eine druckfrische Fødselsnummer bekommen hat und damit sofort Konto eröffnet, Kreditkarte beantragt etc. dann kann es vorkommen das Lindorff die Daten noch nicht im System hat. Man muss dann aber nur dort anrufen, dann holen die sich die Daten manuell.

Die Kontoführung funktioniert in Norwegen eigentlich genau so wie in Schweden. Es gibt eFaktura, also Rechnungen die man nicht mehr per Post nach Hause sondern nur noch per Email in seinen Bank Account kriegt. Das ist super praktisch, da man den ganzen Papierkram dann nicht mehr weg heften muss. Außerdem spart man sich die Rechnungsgebühr. Fast alle norwegischen Firmen bieten inzwischen Bezahlung via eFaktura an. Ich bezahle damit Strom (Troms Kraft, Gudbrandsdal Energi), Fernsehen (Viasat), Versicherungen (Gjensidige) und Internetzugang (Telenor). Der Rechnungsbetrag wird übrigens nicht direkt abgebucht. Es taucht lediglich die digitale Rechnung im Posteingang auf. Bei Skandiabanken bekommt man für jede neue eFaktura eine Email.

Die nächste Stufe der Bequemlichkeit nennt sich AvtaleGiro (in Schweden AutoGiro). Hier werden Rechnungsbeträge einfach abgebucht. Dafür ist dann allerdings auch eine eigenhändige Unterschrift des Kunden nötig. Anders als bei eFaktura, muss der Rechnungssteller eine unterschriebene Befugnis für AvtaleGiro besitzen. Wir machen das für SATS (Fitness-Studio) sowie eine Versicherung bei Gjensidige.

Ansonsten gibt es natürlich auch den ganzen anderen Kram. Überweisungen und Bezahlen von Rechnungen die mit der Post kommen, läuft bei Skandiabanken alles unter Regningsbetaling. Daueraufträge laufen unter Faste Overføringer. Eine kleine Besonderheit, im Vergleich zu Schweden, ist das Einloggen. Skandiabanken nutzt, wie viele norwegische Behörden, SMS zum Einloggen im Internet. Man gibt zunächst seine Fødselsnummer und ein persönliches Passwort an. Anschließend erhält man eine SMS auf sein Handy. Die SMS beinhaltet einen einmaligen Code, den man dann in der Webseite eingeben muss. Dieses Verfahren wird allerdings nicht von allen Banken genutzt. Die Nordea Bank in Norwegen verwendet stattdessen, genau wie in Schweden, einen kleinen Apparat zum Erzeugen von einmaligen Codes. Ich persönlich finde SMS praktischer.

Genau wie in Schweden, gibt es auch in Norwegen keine separate Bankleitzahl wie in Deutschland. Die ersten vier Ziffern der norwegischen Kontonummer identifizieren die Bank und die Filiale. Danach folgen 6 Ziffern die das Konto des Kunden identifizieren. Am Ende steht eine einstellige Prüfziffer. Bei den sogenannten Bankkarten von Visa oder Master ist die Kontonummer des zugehörigen Kontos meistens direkt auf die Karte gedruckt.