Gestern Abend konnte ich ein echt arktisches Weihnachtsgeschenk von Nadine einlösen - eine Tour auf dem Hundeschlitten im Tromsø Villmarkssenter. Die vierstündige Tour kann direkt über die Webseite gebucht werden. Die Bezahlung erfolgt vor Ort, entweder bar oder mit Kreditkarte. Die Hundeschlittentour wird dreimal täglich, normalerweise im Zeitraum von Anfang November bis Ende April angeboten. Dieses Jahr hat der Winter in Tromsø allerdings erst ungewöhnlich spät eingesetzt, so dass die ersten Touren erst seit kurzem angeboten werden.

Unsere Tour startete um 18:30 Uhr vor dem Scandic Hotel Tromsø. Wir wurden von einem Kleinbus abgeholt und waren zunächst die einzigen Passagiere. Das Wetter war ziemlich mies. Es lag zwar noch überall Schnee, aber Regen hatte im Laufe des Tages eingesetzt. Der Schnee wurde ziemlich hart und verwandelte sich langsam aber sicher in Eis. Ich hatte schon Befürchtungen, dass die Tour mit dem Hundeschlitten wegen des Wetters ausfallen würde. Der Fahrer versicherte mir aber, dass wir nicht die einzigen Teilnehmer seinen und noch ein kompletter Reisebus von Radisson Blu Hotel zum Villmarkssenter unterwegs sei.

Die Fahrt von Tromsø zum Villmarkssenter dauert ungefähr 25 Minuten. Der ankündigte Reisebus und mit zirka 30 weiteren Teilnehmern war bereits vor Ort. Fast alle anderen waren Touristen. Asiaten und Engländer waren am stärksten vertreten. Nach der Bezahlung bekamen wir einen wind- und wasserfesten Overall und Stiefel ausgehändigt. Den Anzug zieht man einfach über sein normales Outfit (ohne Jacke) drüber. Das Teil ist wirklich super geschützt und hält gut warm. Leider hatte ich meine Handschuhe vergessen, was im Winter ziemlich dumm ist. Draußen blies ein böiger Wind und ein heftiger Schneeregen kam vom Himmel runter. Wirklich nicht die tollsten Bedingungen für eine Fahrt mit dem Hundeschlitten. Schlimmer waren jedoch die Touristen dran, die sich für eine Übernachtung und zur Beobachtung des Polarlichts angemeldet hatten. Bei Wetterverhältnissen wie gestern, stehen die Chancen das Aurora Borealis zu sehen gleich null.


Den gut 300 Hunden schien das Wetter relativ wenig auszumachen. 7 oder 8 Schlitten waren zur Abfahrt fertig mit jeweils 8 Hunden bespannt worden. Die restlichen Hunde warteten entweder in, außerhalb oder auf ihrer Hundehütte und jaulten mit dem Wind. Wegen der schlechten Wetterbedingungen wurden maximal 2 oder 3 Personen in einen Schlitten gesetzt. An normalen Tagen mit gutem Schnee sind weitere Mitfahrer kein Problem. Dann werden die Schlitten auch mit 12 oder mehr Hunden bespannt. Kurz vor den Aufbruch sind die Schlittenhunde immer extrem aufgeregt und bellen die ganze Zeit. Im Tromsø Villmarkssenter werden die Schlitten nicht von sibirischen Huskies, sondern von Alaskan Huskies gezogen. Das ist keine besondere Rasse, sondern eine Hundeart, die speziell als Schlittenhund aufgezogen wird. Diese Hunde sind kräftig gebaut und brauchen besonders viel Bewegung.

Da wir zu viele Teilnehmer für zu wenig Schlitten waren, wurde unsere Gruppe geteilt. Wir waren in der zweiten Schlittengruppe. Für uns gab es zunächst etwas traditionelles aus der Sami Küche zu essen. Das Essen wurde in einem großen, stabilen Sami Zelt (nicht das Lavvu sondern das andere Zelt - Name vergessen) gereicht. Es gab eine Suppe mit Brot und danach Rentier Fleisch mit Gemüse - beides sehr lecker.


Nach zirka einer Stunde kamen die Hundeschlitten der ersten Gruppe zurück und es fand ein fliegender Wechsel statt. Wir kamen in den vordersten Schlitten, der die Gruppe anführte. Die Hundeführer hatten alle eine Kopflampe. Es war zwar nicht komplett dunkel, aber ohne Stirnlampe konnte man den Weg nicht wirklich gut erkennen. Unser Schlittenführer hieß Tore, kam aus Tromsø und war seit 30 Jahren im Geschäft. Auf meine Frage, ob er selbst auch Hunde zuhause hätte, bekam ich zur Antwort, dass dies alle seine Hunde seien und er und seine Frau das Tromsø Villmarkssenter aufgebaut hätten. Fettnäpfchen - naja konnte ja keiner wissen. Die Fahrt war abenteuerlich. Der Schnee war entweder komplett mit Wasser aufgesogen oder bereits weggetaut. Teilweise schien es so, als würden wir bereits auf Gras und Sand fahren. Eine besonders fordernde Anstrengung für Hund und Material.

Die Tour ging direkt vom Villmarkssenter bergauf in Richtung Mitte der Insel Kvaløya. Von dort hat man einen herrlichen Blick hinunter nach Tromsø. Ein wundervoller Platz um bei guten Bedingungen das Nordlicht zu sehen. Unser Führer Tore war sehr erfahren im Umgang mit dem Hundeschlitten. Er hat bereits mehrere Mal am Hundeschlittenrennen durch Alaska teilgenommen, sogar mit einigen Hunden von unserem Schlitten. Einige Teilnehmer der Gruppe hatten sich dafür entschieden selbst einen Schlitten zu lenken, was mehr oder weniger gut ging. Auf halber Strecke kippte einer der Hundeschlitten zur Seite und das Hundegespann fing an uns zu überholen. Nur mit einem kühnen Hechtsprung konnte Tore den Schlitten greifen und festhalten und so die durchgehenden Hunde stoppen.

Nach ungefähr einer Stunde waren wir wieder am Ausgangsort. Es gab noch Tee und Kuchen bevor es mit dem Minibus wieder nach Tromsø zurück ging. Für mich war die Hundeschlittenfahrt ein sehr besonderes Erlebnis. Da das Wetter sehr schlecht war, werden wir wohl im März oder April noch einmal wiederkommen. Dann gibt es mit Sicherheit etwas mehr Schnee und die Tage sind dann auch wieder etwas länger.

Eine besonders angenehme Steuerregelung in Norwegen, die uns nun zum ersten Mal selbst betroffen hat, ist die Steuerermässigung im Dezember. Wer in Norwegen arbeitet und Steuern zahlt, muss im Dezember nur 50% von der Einkommenssteuer zahlen, die in einem normalen Monat fällig ist. Der Arbeitgeber zieht automatisch weniger Einkommenssteuer ab. Es bleibt mehr vom Brutto übrig als sonst. Das Weihnachtsgeld bekommt man damit quasi vom Staat statt vom Arbeitgeber. Anders ausgedrückt, gehen die Abzüge vom Brutto von 36% auf 18% runter. Macht immerhin mehr als 7000 NOK bei mir aus, nicht schlecht Herr Specht.

Mir ist bis jetzt allerdings noch nicht ganz klar, wie die Regelung zur Steuerermässigung genau aussieht. In einem deutschen Buch über Norwegen hatte ich vorher gelesen, dass man im November nur die Hälfte an Steuern zahlt. Ihr könnt euch sicher die Enttäuschung vorstellen als volle Steuern im November abgezogen wurden. Das hätte sich besonders für Nadine negativ ausgewirkt, die ja nach Stunden bezahlt wird und im November sehr viel, im Dezember wegen Urlaub sehr wenig arbeiten gegangen ist. Komischerweise (zum Glück für uns) hat das Scandic Hotel die 50% Regelung für Nadine bereits Ende November angewendet, statt im Dezember. Für mich dagegen, gab es die Steuerermässigung erst mit dem Dezember Gehalt. Da ich ein Festgehalt bekomme, war es für mich auch nicht so tragisch, dass ich im Dezember fast 2 Wochen im Urlaub war.

In jedem Fall freuen wir uns über das „Weihnachtssteuergeld“. Hier merkt man ein wenig, dass es dem norwegische Staat verhältnismässig gut geht und noch nicht überall der Rotstift angesetzt wurde.


Dank unseres neuen WLAN Internet Radios von Aluratek, können wir uns früh von deutschen Radiosendern wecken lassen. Heute morgen lief zur Abwechslung mal Radio Teddy, eigentlich ein Radiosender für Kinder aus Berlin. In den Nachrichten kam eine Meldung über Butter Knappheit in Norwegen und das die Butter hier in Norwegen 20 Euro kostet. Das klingt abschreckend, ist aber maßlos übertrieben. Hier die Fakten.

Ja wir haben in Norwegen seit zirka 2 Monaten einen spürbaren Mangel an Butter in den Geschäften. Inzwischen entspannt sich die Lage langsam aber sicher. Vor zirka einem Monat war es so gut wie unmöglich, ein Stück Butter im Supermarkt zu kaufen. In der Michabteilung, dort wo normalerweise die Butter liegt, grinsten einen nur leere Regale an. In den normalen Supermärkten hier in Tromsø, z.B. Coop, ICA oder Rema 1000 sieht es immer noch so aus, dass es keine Butter gibt. Etwas ausserhalb von Tromsø gibt es jedoch einen privat geführten Supermarkt, der hauptsächlich Frischware und regionale Spezialitäten anbietet. Dort habe ich letzten Samstag fränzösische Butter der Marke Président gesehen. Preis 31 NOK also rund 4 Euro. Die (ausverkaufte) norwegische Butter kostet dort 24 NOK. Das entspricht in etwas 3,10 Euro.

Wie konnte es zum Buttermangel kommen? Zunächst einmal muss man wissen, dass es in Norwegen, anders als in Deutschland, praktisch nur ein einziges Unternehmen gibt, dass Milchprodukte vertreibt. Dieser Konzern heisst Tine und der norwegische Staat ist zu grossen Teilen daran beteiligt. Tine ist für Verkauf und Marketing der norwegischen Molkereien verantwortlich. In Norwegen ist man sehr streng wenn es darum geht, Lebensmittel aus anderen Ländern zu importieren. Selbst nachdem klar war, dass es zuwenig Butter geben würde, wurden die Importrestriktionen lange nicht gelockert. Inzwischen hat man sich jedoch dazu durchgerungen Butter aus Schweden zu importieren.

Die Milchproduktion der Kühe in diesem Jahr war darüber hinaus ein weiteres Problem für Tine. Offensichtlich haben die norwegischen Kühe in diesem Jahr wetterbedingt weniger Milch gegeben als es normalerweise der Fall ist. Ein weiterer negativer Faktor sind die so genannten „Low-Carb“ Diäten, die bei den Norwegern sehr im Trend liegen. Dabei handelt es sich um eine Diät bei der unter anderem gesteigert Fettprodukte gegessen werden. Das hat dafür gesorgt, dass viele Norweger mehr Butter gekauft haben. Als klar wurde, dass dadurch die Butter knapp wird, kam es teilweise zu Hamsterkäufen und die Lage hat sich dadurch natürlich noch verschlimmert. Da wir selbst wenig Butter essen und wir auch kein Problem damit haben Margarine zu essen, macht und die Butterknappheit eigentlich nichts aus. Schauen wir mal wie lange es dauert bis sich die Lage in Norwegen wieder normalisiert.




Vor ein paar Tagen hatten wir Weihnachtfeier von der Firma aus. In Norwegen gibt es genau wie in Schweden die Tradition des Julbord. Darunter versteht man ein feierliches Abendessen mit Freunden oder Familie in der Vorweihnachtszeit mit typisch schwedischen oder eben norwegischen Gerichten. Genau so etwas hatten wir für unser Büro am 2. Dezember geplant und kurzerhand die gesamte Abboteke Bar gebucht. Diese Bar ist ein kleiner Geheimtipp in Tromsø, da sie von der Straße aus nicht sehr gut zu finden ist. Es gibt dort super Cocktails und alle anderen alkoholischen Getränke zu erwartet hohen norwegischen Preisen. Die Einrichtung ist dem Namen entsprechend typisch apothekarisch. Vor dem Julbord am Abend gab es allerdings noch eine andere Aktivität.

Als ich das letzte Mal mit Freunden in Deutschland war, haben den Climb Up! Kletterwald in Henningsdorf besucht und viel Spaß gehabt. Das war im Juni 2011. Zurück in Tromsø, hatte ich meinem Chef gegenüber dummerweise den Vorschlag gemacht, doch mal mit dem Team hier in Tromsø in einen Kletterpark zu gehen. In der Nähe vom Scandic Hotel, da wo Nadine arbeitet, gibt es einen kleinen „Kletterwald“, der von einer lokalen Event-Agentur genutzt wird. Naja eigentlich handelt es sich lediglich um vier zirka 10 Meter hohe Holzpfosten zwischen denen verschiedene Kletter-Elemente gespannt sind. Also wirklich weit davon entfernt, was die Kletterwälder in der Berliner Gegend bieten. Wie bereits gesagt, kam der Vorschlag von mir dort hin zu gehen im Juni - also im Sommer. Irgendwie muss mein Boss da was verwechselt haben, denn er holte die Idee zur Weihnachtsfeier wieder raus. Vor dem Julbord ging es also wirklich noch zum Klettern! Bei Temperaturen um die Null Grad, Nieselregen und ewiger Dunkelheit gibt es wirklich bessere Sachen. Aber gut, immerhin konnten sich alle dahinter verstecken, dass der Vorschlag von mir stammte.

Ich erinnere mich noch daran wie stolz die Einweiser im Kletterwald in Henningsdorf ihr neues Sicherungssystem mit 2 Karabinern vorgestellt haben. Jeder Kletterer bekommt ein Klettergeschirr umgeschnallt an dem sich zwei Seile mit Karabinern befinden. Zwischen allen Bäumen im Climb Up! Kletterwald gibt eine Sicherungsseil aus Stahl. Das ganze System ist so ausgelegt, dass man zu jeder Zeit mit einem Karabiner gesichert ist. Es ist technisch gar nicht möglich beide Karabiner gleichzeitig zu öffnen, außer man steht auf dem Boden. In Norwegen gibt es nicht so ausgefeilte Sicherungssysteme. Am Klettergeschirr befindet sich lediglich eine Schlaufe durch die ein Halteseil gezogen wird. Das Halteseil geht dann nach oben über den Kletterer weg und ist über ein Stahlseil gelegt, welches auf oberster Höhe zwischen den angesprochenen 4 Holzpfosten gespannt ist. Die einzige Sicherung die man hat, ist ein Mitarbeiter der am Boden steht und dieses Seil festhält. Wirklich nicht sehr vertrauenerweckend muss ich sagen. Was ist, wenn sich der Mitarbeiter ablenken lässt? Ich selbst bin nur ein einziges Element geklettert. Es machte wegen des miesen Wetters und den schlechten Sicherheitsvorkehrungen nicht besonders viel Spaß.

Nach dem Klettern wurden noch einige Team-Building Spiele gespielt und sich am Ende in einer runden Holzhütte versammelt. Dort brannte in der Mitte ein Lagerfeuer und es gab Flatbrød (ganz dünnes hartes Brot) mit Schinken, Zwiebel und Rømme (ähnlich saure Sahne) zu Essen. Ein leckerer Snack aus der Zeit der Wikinger. Abends trafen sich dann alle wie verabredet zum Julbord.

An dieser Stelle ist es mir noch einmal wichtig auf den Dresscode hinzuweisen. Wenn ihr zu einem Julbord eingeladen seit, legt Euch auf jeden Fall in Schale. Alle Norweger in unserem Team kamen in Anzug oder Abendkleid. Ich kannte das zum Glück ja schon und hatte selbst einen Anzug an. Andere hatten nicht so viel Glück. Ein Kollege aus Frankreich, der erst vor einem Monat bei uns angefangen hat, kam in Jeans und Hoodie und fühlte sich den ganzen Abend sichtlich under-dressed. Zu Essen gab es typisch norwegisches Weihnachtsessen. Dazu gehört auf jeden Fall Pinnekjøtt vom Lamm. Übersetzen kann man das mit Spießfleisch. Der Name kommt daher, dass das Fleisch irgendwie an einem Spieß eine Weile abgehangen wird. Kenne die Details leider auch nicht genau. Auf der norwegischen Speisekarte dürfen natürlich auch Rippe und Julekorv (eine Wurstsorte die es nur an Weihnachten zu kaufen gibt) nicht fehlen. Dazu gibt es in der Regel Rotkohl und Kartoffelbrei. Als Nachtisch gerne Karamellpudding. Vom Rest des Abends weiß ich leider wegen der offenen Bar nicht mehr besonders viel. Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Weihnachtsfeier der Norweger gut gefallen hat. Persönlicher Rahmen mit 20 Leuten, bei familiärer Atmosphäre und gratis Cocktails. God Jul!