Gestern Abend konnte ich ein echt arktisches Weihnachtsgeschenk von Nadine einlösen - eine Tour auf dem Hundeschlitten im Tromsø Villmarkssenter. Die vierstündige Tour kann direkt über die Webseite gebucht werden. Die Bezahlung erfolgt vor Ort, entweder bar oder mit Kreditkarte. Die Hundeschlittentour wird dreimal täglich, normalerweise im Zeitraum von Anfang November bis Ende April angeboten. Dieses Jahr hat der Winter in Tromsø allerdings erst ungewöhnlich spät eingesetzt, so dass die ersten Touren erst seit kurzem angeboten werden.

Unsere Tour startete um 18:30 Uhr vor dem Scandic Hotel Tromsø. Wir wurden von einem Kleinbus abgeholt und waren zunächst die einzigen Passagiere. Das Wetter war ziemlich mies. Es lag zwar noch überall Schnee, aber Regen hatte im Laufe des Tages eingesetzt. Der Schnee wurde ziemlich hart und verwandelte sich langsam aber sicher in Eis. Ich hatte schon Befürchtungen, dass die Tour mit dem Hundeschlitten wegen des Wetters ausfallen würde. Der Fahrer versicherte mir aber, dass wir nicht die einzigen Teilnehmer seinen und noch ein kompletter Reisebus von Radisson Blu Hotel zum Villmarkssenter unterwegs sei.

Die Fahrt von Tromsø zum Villmarkssenter dauert ungefähr 25 Minuten. Der ankündigte Reisebus und mit zirka 30 weiteren Teilnehmern war bereits vor Ort. Fast alle anderen waren Touristen. Asiaten und Engländer waren am stärksten vertreten. Nach der Bezahlung bekamen wir einen wind- und wasserfesten Overall und Stiefel ausgehändigt. Den Anzug zieht man einfach über sein normales Outfit (ohne Jacke) drüber. Das Teil ist wirklich super geschützt und hält gut warm. Leider hatte ich meine Handschuhe vergessen, was im Winter ziemlich dumm ist. Draußen blies ein böiger Wind und ein heftiger Schneeregen kam vom Himmel runter. Wirklich nicht die tollsten Bedingungen für eine Fahrt mit dem Hundeschlitten. Schlimmer waren jedoch die Touristen dran, die sich für eine Übernachtung und zur Beobachtung des Polarlichts angemeldet hatten. Bei Wetterverhältnissen wie gestern, stehen die Chancen das Aurora Borealis zu sehen gleich null.


Den gut 300 Hunden schien das Wetter relativ wenig auszumachen. 7 oder 8 Schlitten waren zur Abfahrt fertig mit jeweils 8 Hunden bespannt worden. Die restlichen Hunde warteten entweder in, außerhalb oder auf ihrer Hundehütte und jaulten mit dem Wind. Wegen der schlechten Wetterbedingungen wurden maximal 2 oder 3 Personen in einen Schlitten gesetzt. An normalen Tagen mit gutem Schnee sind weitere Mitfahrer kein Problem. Dann werden die Schlitten auch mit 12 oder mehr Hunden bespannt. Kurz vor den Aufbruch sind die Schlittenhunde immer extrem aufgeregt und bellen die ganze Zeit. Im Tromsø Villmarkssenter werden die Schlitten nicht von sibirischen Huskies, sondern von Alaskan Huskies gezogen. Das ist keine besondere Rasse, sondern eine Hundeart, die speziell als Schlittenhund aufgezogen wird. Diese Hunde sind kräftig gebaut und brauchen besonders viel Bewegung.

Da wir zu viele Teilnehmer für zu wenig Schlitten waren, wurde unsere Gruppe geteilt. Wir waren in der zweiten Schlittengruppe. Für uns gab es zunächst etwas traditionelles aus der Sami Küche zu essen. Das Essen wurde in einem großen, stabilen Sami Zelt (nicht das Lavvu sondern das andere Zelt - Name vergessen) gereicht. Es gab eine Suppe mit Brot und danach Rentier Fleisch mit Gemüse - beides sehr lecker.


Nach zirka einer Stunde kamen die Hundeschlitten der ersten Gruppe zurück und es fand ein fliegender Wechsel statt. Wir kamen in den vordersten Schlitten, der die Gruppe anführte. Die Hundeführer hatten alle eine Kopflampe. Es war zwar nicht komplett dunkel, aber ohne Stirnlampe konnte man den Weg nicht wirklich gut erkennen. Unser Schlittenführer hieß Tore, kam aus Tromsø und war seit 30 Jahren im Geschäft. Auf meine Frage, ob er selbst auch Hunde zuhause hätte, bekam ich zur Antwort, dass dies alle seine Hunde seien und er und seine Frau das Tromsø Villmarkssenter aufgebaut hätten. Fettnäpfchen - naja konnte ja keiner wissen. Die Fahrt war abenteuerlich. Der Schnee war entweder komplett mit Wasser aufgesogen oder bereits weggetaut. Teilweise schien es so, als würden wir bereits auf Gras und Sand fahren. Eine besonders fordernde Anstrengung für Hund und Material.

Die Tour ging direkt vom Villmarkssenter bergauf in Richtung Mitte der Insel Kvaløya. Von dort hat man einen herrlichen Blick hinunter nach Tromsø. Ein wundervoller Platz um bei guten Bedingungen das Nordlicht zu sehen. Unser Führer Tore war sehr erfahren im Umgang mit dem Hundeschlitten. Er hat bereits mehrere Mal am Hundeschlittenrennen durch Alaska teilgenommen, sogar mit einigen Hunden von unserem Schlitten. Einige Teilnehmer der Gruppe hatten sich dafür entschieden selbst einen Schlitten zu lenken, was mehr oder weniger gut ging. Auf halber Strecke kippte einer der Hundeschlitten zur Seite und das Hundegespann fing an uns zu überholen. Nur mit einem kühnen Hechtsprung konnte Tore den Schlitten greifen und festhalten und so die durchgehenden Hunde stoppen.

Nach ungefähr einer Stunde waren wir wieder am Ausgangsort. Es gab noch Tee und Kuchen bevor es mit dem Minibus wieder nach Tromsø zurück ging. Für mich war die Hundeschlittenfahrt ein sehr besonderes Erlebnis. Da das Wetter sehr schlecht war, werden wir wohl im März oder April noch einmal wiederkommen. Dann gibt es mit Sicherheit etwas mehr Schnee und die Tage sind dann auch wieder etwas länger.

Eine besonders angenehme Steuerregelung in Norwegen, die uns nun zum ersten Mal selbst betroffen hat, ist die Steuerermässigung im Dezember. Wer in Norwegen arbeitet und Steuern zahlt, muss im Dezember nur 50% von der Einkommenssteuer zahlen, die in einem normalen Monat fällig ist. Der Arbeitgeber zieht automatisch weniger Einkommenssteuer ab. Es bleibt mehr vom Brutto übrig als sonst. Das Weihnachtsgeld bekommt man damit quasi vom Staat statt vom Arbeitgeber. Anders ausgedrückt, gehen die Abzüge vom Brutto von 36% auf 18% runter. Macht immerhin mehr als 7000 NOK bei mir aus, nicht schlecht Herr Specht.

Mir ist bis jetzt allerdings noch nicht ganz klar, wie die Regelung zur Steuerermässigung genau aussieht. In einem deutschen Buch über Norwegen hatte ich vorher gelesen, dass man im November nur die Hälfte an Steuern zahlt. Ihr könnt euch sicher die Enttäuschung vorstellen als volle Steuern im November abgezogen wurden. Das hätte sich besonders für Nadine negativ ausgewirkt, die ja nach Stunden bezahlt wird und im November sehr viel, im Dezember wegen Urlaub sehr wenig arbeiten gegangen ist. Komischerweise (zum Glück für uns) hat das Scandic Hotel die 50% Regelung für Nadine bereits Ende November angewendet, statt im Dezember. Für mich dagegen, gab es die Steuerermässigung erst mit dem Dezember Gehalt. Da ich ein Festgehalt bekomme, war es für mich auch nicht so tragisch, dass ich im Dezember fast 2 Wochen im Urlaub war.

In jedem Fall freuen wir uns über das „Weihnachtssteuergeld“. Hier merkt man ein wenig, dass es dem norwegische Staat verhältnismässig gut geht und noch nicht überall der Rotstift angesetzt wurde.


Dank unseres neuen WLAN Internet Radios von Aluratek, können wir uns früh von deutschen Radiosendern wecken lassen. Heute morgen lief zur Abwechslung mal Radio Teddy, eigentlich ein Radiosender für Kinder aus Berlin. In den Nachrichten kam eine Meldung über Butter Knappheit in Norwegen und das die Butter hier in Norwegen 20 Euro kostet. Das klingt abschreckend, ist aber maßlos übertrieben. Hier die Fakten.

Ja wir haben in Norwegen seit zirka 2 Monaten einen spürbaren Mangel an Butter in den Geschäften. Inzwischen entspannt sich die Lage langsam aber sicher. Vor zirka einem Monat war es so gut wie unmöglich, ein Stück Butter im Supermarkt zu kaufen. In der Michabteilung, dort wo normalerweise die Butter liegt, grinsten einen nur leere Regale an. In den normalen Supermärkten hier in Tromsø, z.B. Coop, ICA oder Rema 1000 sieht es immer noch so aus, dass es keine Butter gibt. Etwas ausserhalb von Tromsø gibt es jedoch einen privat geführten Supermarkt, der hauptsächlich Frischware und regionale Spezialitäten anbietet. Dort habe ich letzten Samstag fränzösische Butter der Marke Président gesehen. Preis 31 NOK also rund 4 Euro. Die (ausverkaufte) norwegische Butter kostet dort 24 NOK. Das entspricht in etwas 3,10 Euro.

Wie konnte es zum Buttermangel kommen? Zunächst einmal muss man wissen, dass es in Norwegen, anders als in Deutschland, praktisch nur ein einziges Unternehmen gibt, dass Milchprodukte vertreibt. Dieser Konzern heisst Tine und der norwegische Staat ist zu grossen Teilen daran beteiligt. Tine ist für Verkauf und Marketing der norwegischen Molkereien verantwortlich. In Norwegen ist man sehr streng wenn es darum geht, Lebensmittel aus anderen Ländern zu importieren. Selbst nachdem klar war, dass es zuwenig Butter geben würde, wurden die Importrestriktionen lange nicht gelockert. Inzwischen hat man sich jedoch dazu durchgerungen Butter aus Schweden zu importieren.

Die Milchproduktion der Kühe in diesem Jahr war darüber hinaus ein weiteres Problem für Tine. Offensichtlich haben die norwegischen Kühe in diesem Jahr wetterbedingt weniger Milch gegeben als es normalerweise der Fall ist. Ein weiterer negativer Faktor sind die so genannten „Low-Carb“ Diäten, die bei den Norwegern sehr im Trend liegen. Dabei handelt es sich um eine Diät bei der unter anderem gesteigert Fettprodukte gegessen werden. Das hat dafür gesorgt, dass viele Norweger mehr Butter gekauft haben. Als klar wurde, dass dadurch die Butter knapp wird, kam es teilweise zu Hamsterkäufen und die Lage hat sich dadurch natürlich noch verschlimmert. Da wir selbst wenig Butter essen und wir auch kein Problem damit haben Margarine zu essen, macht und die Butterknappheit eigentlich nichts aus. Schauen wir mal wie lange es dauert bis sich die Lage in Norwegen wieder normalisiert.




Vor ein paar Tagen hatten wir Weihnachtfeier von der Firma aus. In Norwegen gibt es genau wie in Schweden die Tradition des Julbord. Darunter versteht man ein feierliches Abendessen mit Freunden oder Familie in der Vorweihnachtszeit mit typisch schwedischen oder eben norwegischen Gerichten. Genau so etwas hatten wir für unser Büro am 2. Dezember geplant und kurzerhand die gesamte Abboteke Bar gebucht. Diese Bar ist ein kleiner Geheimtipp in Tromsø, da sie von der Straße aus nicht sehr gut zu finden ist. Es gibt dort super Cocktails und alle anderen alkoholischen Getränke zu erwartet hohen norwegischen Preisen. Die Einrichtung ist dem Namen entsprechend typisch apothekarisch. Vor dem Julbord am Abend gab es allerdings noch eine andere Aktivität.

Als ich das letzte Mal mit Freunden in Deutschland war, haben den Climb Up! Kletterwald in Henningsdorf besucht und viel Spaß gehabt. Das war im Juni 2011. Zurück in Tromsø, hatte ich meinem Chef gegenüber dummerweise den Vorschlag gemacht, doch mal mit dem Team hier in Tromsø in einen Kletterpark zu gehen. In der Nähe vom Scandic Hotel, da wo Nadine arbeitet, gibt es einen kleinen „Kletterwald“, der von einer lokalen Event-Agentur genutzt wird. Naja eigentlich handelt es sich lediglich um vier zirka 10 Meter hohe Holzpfosten zwischen denen verschiedene Kletter-Elemente gespannt sind. Also wirklich weit davon entfernt, was die Kletterwälder in der Berliner Gegend bieten. Wie bereits gesagt, kam der Vorschlag von mir dort hin zu gehen im Juni - also im Sommer. Irgendwie muss mein Boss da was verwechselt haben, denn er holte die Idee zur Weihnachtsfeier wieder raus. Vor dem Julbord ging es also wirklich noch zum Klettern! Bei Temperaturen um die Null Grad, Nieselregen und ewiger Dunkelheit gibt es wirklich bessere Sachen. Aber gut, immerhin konnten sich alle dahinter verstecken, dass der Vorschlag von mir stammte.

Ich erinnere mich noch daran wie stolz die Einweiser im Kletterwald in Henningsdorf ihr neues Sicherungssystem mit 2 Karabinern vorgestellt haben. Jeder Kletterer bekommt ein Klettergeschirr umgeschnallt an dem sich zwei Seile mit Karabinern befinden. Zwischen allen Bäumen im Climb Up! Kletterwald gibt eine Sicherungsseil aus Stahl. Das ganze System ist so ausgelegt, dass man zu jeder Zeit mit einem Karabiner gesichert ist. Es ist technisch gar nicht möglich beide Karabiner gleichzeitig zu öffnen, außer man steht auf dem Boden. In Norwegen gibt es nicht so ausgefeilte Sicherungssysteme. Am Klettergeschirr befindet sich lediglich eine Schlaufe durch die ein Halteseil gezogen wird. Das Halteseil geht dann nach oben über den Kletterer weg und ist über ein Stahlseil gelegt, welches auf oberster Höhe zwischen den angesprochenen 4 Holzpfosten gespannt ist. Die einzige Sicherung die man hat, ist ein Mitarbeiter der am Boden steht und dieses Seil festhält. Wirklich nicht sehr vertrauenerweckend muss ich sagen. Was ist, wenn sich der Mitarbeiter ablenken lässt? Ich selbst bin nur ein einziges Element geklettert. Es machte wegen des miesen Wetters und den schlechten Sicherheitsvorkehrungen nicht besonders viel Spaß.

Nach dem Klettern wurden noch einige Team-Building Spiele gespielt und sich am Ende in einer runden Holzhütte versammelt. Dort brannte in der Mitte ein Lagerfeuer und es gab Flatbrød (ganz dünnes hartes Brot) mit Schinken, Zwiebel und Rømme (ähnlich saure Sahne) zu Essen. Ein leckerer Snack aus der Zeit der Wikinger. Abends trafen sich dann alle wie verabredet zum Julbord.

An dieser Stelle ist es mir noch einmal wichtig auf den Dresscode hinzuweisen. Wenn ihr zu einem Julbord eingeladen seit, legt Euch auf jeden Fall in Schale. Alle Norweger in unserem Team kamen in Anzug oder Abendkleid. Ich kannte das zum Glück ja schon und hatte selbst einen Anzug an. Andere hatten nicht so viel Glück. Ein Kollege aus Frankreich, der erst vor einem Monat bei uns angefangen hat, kam in Jeans und Hoodie und fühlte sich den ganzen Abend sichtlich under-dressed. Zu Essen gab es typisch norwegisches Weihnachtsessen. Dazu gehört auf jeden Fall Pinnekjøtt vom Lamm. Übersetzen kann man das mit Spießfleisch. Der Name kommt daher, dass das Fleisch irgendwie an einem Spieß eine Weile abgehangen wird. Kenne die Details leider auch nicht genau. Auf der norwegischen Speisekarte dürfen natürlich auch Rippe und Julekorv (eine Wurstsorte die es nur an Weihnachten zu kaufen gibt) nicht fehlen. Dazu gibt es in der Regel Rotkohl und Kartoffelbrei. Als Nachtisch gerne Karamellpudding. Vom Rest des Abends weiß ich leider wegen der offenen Bar nicht mehr besonders viel. Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Weihnachtsfeier der Norweger gut gefallen hat. Persönlicher Rahmen mit 20 Leuten, bei familiärer Atmosphäre und gratis Cocktails. God Jul!




Den Sommer in Tromsø haben wir genossen, aber nun steht uns eine neue Herausforderung bevor, der Winter. Reik und Peppar lieben Schnee und ich find ihn eigentlich auch ganz nett, wenn er nicht so lange bleiben würde. Im Moment regnet es leider fast nur noch.

Hier ist nur das Problem, dass es auch dunkel ist. Wir, oder besser gesagt ich, war/en fest davon überzeugt, dass uns das gar nichts ausmachen würde. Aber es ist so aus, als wenn es das tut. Müdigkeit, schlechte Laune und Faulheit sind bei mir an der Tagesordnung.

Meine komplette Stimmung hat sich so geändert, dass ich mir schon langsam selber auf den Geist gehe. Nach einer Woche mit Genörgel und Fluchtplänen, haben wir beschlossen, einfach unser Denken zu ändern.

Für mich heisst das, auf Arbeit immer nett und freundlich zu den Kollegen zu sein, auch wenn mir ihre Art und vor allem die Faulheit auf die Nerven gehen. Bisher klappt es auch ganz gut. Zudem versuchen wir jetzt immer das Positive an allem zu sehen und nicht nur das Negative. Mal sehen, wie lange das gut geht.

Die schlimmste Zeit der Dunkeltheit steht uns ja noch bevor, denn am 25.November verschwindet die Sonne komplett bis zum 17.Januar.2012. In Tromsø ist die Sonne aber aufgrund der Berge vom 22.November bis zum 20. Januar verschwunden. Aber da ich uns gut kenne, denke ich, dass es einfach eine Gewöhnungssache ist. Und vor allem wenn der Schnee erstmal kommt und der Regen verschwindet, wird sich auch unsere Laune wieder verbessern.
Zudem steht ja unser grosser Urlaub vor der Tür und danach gleich Weihnachten.


Ende diesen Monats bin ich seit 8 Monaten in Norwegen. Eine Sache, die ich für mich festgestellt habe, ist das man hier oft Probleme mit irgendwelchen Firmen hat. Termine werden einfach nicht eingehalten, Lieferungen kommen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt oder man wird einfach vom Kundenservice verarscht. Ich bin mir nicht sicher, ob das überall so in Norwegen ist oder einfach daran liegt, dass wir in Nord-Norwegen leben. Gestern habe ich mich jedenfalls wieder tierisch über einen norwegischen Stromanbieter aufgeregt. Doch von vorne.

Bei uns in Tromsø funktioniert das mit dem Strom so ähnlich wie in Deutschland (seit dem der Energiemarkt vor einigen Jahren liberalisiert wurde). Die Stromleitungen gehören einem Anbieter, dem man zur Nutzung einen monatlichen Betrag bezahlen muss. Unabhängig davon kann man sich einen Stromanbieter suchen, an den man dann den monatlichen Strompreis nach Verbrauch bezahlt. Das hat für Kunden leider den Nachteil, dass man sich mit zwei Firmen rumschlagen muss. In Schweden war das besser geregelt. Dort hatten wir es mit einem Stromanbieter zu tun. Okay das war Vattenfall, denen auch die Leitungen gehören, aber es war super einfach für uns. In Schweden wurde der Stromverbrauch elektronisch an den Anbieter übermittelt. Jeden zweiten Monat gab es eine exakte Abrechnung und wir haben genau das bezahlt, was wir wirklich verbraucht haben. Hier in Norwegen bekomme ich am letzten Tag des Monats eine Erinnerung per SMS, dass ich meinen Zählerstand ablesen und per SMS einschicken soll. Man hat dafür aber nur einen Tag Zeit. Blöd wenn man gerade verreist ist, dann wird man nämlich geschätzt. Hat man zwei verschiedene Anbieter, einen Netzinhaber und einen Stromanbieter, muss man zwei SMS schicken.

Jedenfalls hatte ich mich am 11. Mai 2011 beim Stromanbieter Telinet Energi angemeldet und meinen Zählerstand auf deren Webseite eingegeben. Normalerweise kontaktiert der neue Stromlieferant des Kunden der wechseln will dann den Netzinhaber und sagt diesem Bescheid, dass der Kunde gewechselt hat. Ich hörte eine Weile nichts und wunderte mich nach einem Monat, dass ich immer noch vom alten Stromlieferanten abgerechnet wurde. Nach einer Anfrage via Email wurde mit mitgeteilt, dass die eingegebene Zählernummer (die ich am Zähler abgelesen hatte) nicht korrekt war. Man muss die „interne“ Zählernummer des Netzinhabers angeben, die man natürlich nur beim Netzinhaber selbst erfragen kann. Ich rief beim Netzinhaber (Troms Kraft Nett AS) an und bekam die korrekte Zählernummer. Hier stellt sich die Frage, warum Telinet Energi sich nicht bei mir gemeldet hat, nachdem klar war das die Zählernummer nicht stimmte, aber gut. Ich gab die Daten erneut ein und war guter Dinge.

Am 2. Juli 2011 bekam ich überraschenderweise einen Brief von Troms Kraft Nett AS das ich keinen Stromlieferanten gewählt habe und sie damit gesetzlich verpflichtet sind, mich Ende Juli in einen Vertrag zu stecken der sich „Netteiers Levereringsplikt“ (Pflicht des Netzanbieters zur Lieferung von Strom) zu stecken. Mir wurde mitgeteilt, dass diese Art von Vertrag für Kunden sehr ungünstig ist und ich mir einen Stromlieferanten suchen soll. Ich schrieb erneut eine Email an Telinet Energi und fragte nach was da passiert sei, da sie mir doch eigentlich Anfang Juni bestätigt hatten das ich jetzt Kunde bin. Sie schrieben zurück das die Anfrage zum Wechsel erneut abgewiesen wurde, da die Zählerinformationen erneut falsch waren. Warum zum Henker melden die sich dann nicht bei mir?? Ich gab alles erneut ein. Antwort: wir benötigen eine Ablesung, die nicht älter als 5 Tage ist. Okay, hier neue Ablesung - viel Spaß damit. Ich schrieb in perfektem Norwegisch, dass sie mich unbedingt anrufen sollen falls es wieder Probleme gibt!

Am 14. Juli bekam ich als Antwort, dass mein Zählerstand nun registriert sei - cool. Ich wurde stutzig als ich weiterhin nur Erinnerungs-SMS von Troms Kraft Nett AS zum Ablesen des Zählers bekam, aber keine von Telinet Energi. Auf Nachfrage bei Troms Kraft wurde mir dann mitgeteilt, dass die Wechselanfrage erneut abgewiesen wurde, da das Datum auf dem Antragsformular, welches Telinet Energi eingeschickt hatte, falsch sei. Gleichzeitig bekam ich im August meine erste Rechnung - natürlich im Vertrag „Netteiers Levereringsplikt“. Die Kilowattstunde war viel teurer und man bezahlt eine Einmalgebühr an den Netzinhaber. Ich war echt sauer, schrieb eine unfreundliche Email an Telinet Energi und meldete mich bei Gudbrandsdal Energi als Stromlieferant an. Bei Gudbrandsdal ging auch alles reibungslos. Sie registrierten mich bei Troms Kraft Nett AS und mein Vertrag mit Gudbrandsdal Energi begann am 19. September 2011.

Gestern kam der Hammer mit der Post. Ich erhielt eine „Abschlussrechnung“ von Telinet Energi. Auf wundersame Art und Weise war ich auf einmal am 6. September 2011 Kunde geworden. Ganze 2 Wochen, da mein neuer Vertrag mit Gudbrandsdal ja am 19. September 2011 anfing. Neben 7 Euro für verbrauchten Strom soll ich 45 Euro einmalige Jahresgebühr bezahlen. Bei soviel Dreistigkeit klappt mir echt die Kinnlade runter. Am 11. Mai hatte ich mich bei denen angemeldet. Zufällig soll es 2 Wochen vor meinem Anbieterwechsel Kunde bei den geworden sein, wahrscheinlich um doch noch die Jahresgebühr zu kassieren. Jedoch wurde ich vorher nie vom Telinet Kundenservice kontaktiert, wenn es ein Problem gab.

Naja ich habe erstmal einen Brief hingeschrieben und mich zusätzlich mit dem Forbrukerrådet (Verbraucherschutz) in Verbindung gesetzt. Von denen kam nach 2 Tagen eine Antwort per Email. Mir wurde die Elklagenemnda ans Herz gelegt. Das ist eine Institution, die sich ausschließlich um Konflikte zwischen Stromlieferanten oder Netzbetreibern und Endverbrauchern kümmert. Man soll die Elklagenemnda jedoch erst einschalten, nachdem man selbst versucht hat das Problem aus der Welt zu schaffen. Schauen wir mal wie es weitergeht.


Ein Vorteil wenn man in Norwegen lebt - man ist nicht weit von der schwedischen oder finnischen Grenze entfernt. Ich muss schon sagen, dass einige Sachen in Norwegen echt übel teuer sind. Das wird auch von den hohen Gehältern nicht aufgewogen finde ich. Ich verdiene hier zirka 25% mehr als in Schweden. Schon bei der Miete zahlen wir aber mehr als doppelt so viel als in Schweden (12.000 NOK). Lebensmittel, Benzin etc. sind natürlich auch teurer. Aber ich will nicht jammern, da wir natürlich freiwillig nach Norwegen gegangen sind. Man sollte bloß nicht glauben, dass man am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche hat.

Zurück zum Thema. Die finnische Grenze ist zirka 150 km oder 2,5 Stunden von Tromsø entfernt. Direkt hinter der Grenze gibt es einen kleinen Grenzort der Kilpisjärvi heißt. In Kilpis lebt man hauptsächlich vom Tourismus und natürlich von den norwegischen Einkäufern. Es gibt einen kleinen Supermarkt, einen Sport- und Angelladen, eine Tankstelle, ein Restaurant, Holzhütten zum Mieten, Helikopter-Rundflüge, Angelmöglichkeiten und natürlich viele Rentiere. Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, aller 2 Monate nach Kilpisjärvi zu fahren und dort einen größeren Einkauf zu machen. Wir kaufen dort unter anderem Haushaltwaren, also Spülmittel, Geschirrspültabs, Seife, Waschmittel usw. Dann noch Zigaretten, lang haltbare Lebensmittel wie Müsli, Schokolade, Erdnussbutter, Ketchup etc. Natürlich tanken wir auch. Hochprozentigen Alkohol gibt es in Kilpisjärvi nicht zu kaufen, da es in Finnland genau wie in Schweden und Norwegen ein staatliches Monopol auf Alkoholverkauf gibt. Der nächste Alko (die finnische Version vom Systembolaget oder Vinmonopolet) ist weitere 130 km hinter der Grenze in Enontekiö. Alleine beim Kauf von Bier, Zigaretten und Benzin spart man ordentlich. Zum Vergleich. Die Stange Marlboro Gold kostet in Finnland 50 Euro in Norwegen 110 Euro. Eine Dose finnisches Bier (III-OLUT) 0,33l kostet 0,83 Euro. In Norwegen kostet eine Dose Carlsberg 0,33l ungefähr 2,60 Euro. Ein Liter Diesel kostet in Finnland 1,39 Euro, in Norwegen 1,77 Euro. Es ist also nicht wirklich schwer mehrere hundert Euro zu sparen. 

Dabei darf man nicht vergessen, dass der K-Market in Kilpisjärvi sicherlich nicht der billigste Laden in Finnland ist. Ich kann mir vorstellen, dass es in Supermärkten in Helsinki, Turku oder Oulu noch preiswerter ist. Kurioserweise stammt die Mehrzahl der im K-Market verkauften Waren von der Firma Pírkka. Die scheinen wirklich alles herzustellen, Bier, Schokolade, Duschgel, Ketchup.

Bisher wurden wir an der Grenze auch noch nie kontrolliert. Auf norwegischer Seite gibt es gar keine Zollstation. Auf der finnischen Seite kommt zirka einen Kilometer hinter der Staatsgrenze eine Zollstation. Es kann natürlich sein, dass sich Norweger und Finnen den Job teilen. Normalerweise müsste es den Finnen ja egal sein, wie viel Alkohol und Tabak man zollfrei ausführt. Den Norwegern hingegen nicht.

Wirklich schön ist außerdem die Fahrt von Tromsø nach Kilpisjärvi. Man fährt direkt an den Lyngen Alpen vorbei. Die Straße schlängelt sich an Schluchten und Bergen vorbei nach Finnland, wo es auf einmal sehr flach wird. Hinter der Grenze müsst ihr tierisch aufpassen, da es wirklich sehr viele Rentiere gibt, die eine Straße nicht wirklich als Hindernis ansehen.


Am 29. September 2011 wird ein neuer Tunnel in der Nähe von Tromsø eröffnet. Die Ryaforbindelsen verbindet dann die Südspitze von Kvaløya mit dem Festland und ersetzt die Fähre von Vikran nach Larseng. Der neue Tunnel ist 3,2 km lang und hat ungefähr 35 Mio. Euro gekostet. Da man 80 im Tunnel fahren darf, verkürzt sich die Fahrzeit von 30 Minuten Fähre auf 5 Minuten mit dem Auto. Allerdings ist die Durchfahrt nicht umsonst. Zum ersten Mal wird ab dem 30. September ein Maut System eingesetzt, mit dem die Baukosten teilweise gegen finanziert werden sollen.

Das Maut System funktioniert ganz genau so wie die Maut in Stockholm. Über der Straße sind Kameras angebracht, die bei der Durchfahrt ein Foto vom Nummernschild machen. Das die Nummernschilder im Winter wegen Schnee, Matsch und Dreck kaum zu erkennen sind, hat man sicherlich einkalkuliert. Bei jeder Durchfahrt wird man also fotografiert. Es gibt 4 Möglichkeiten zu bezahlen. Entweder wartet man auf eine Rechnung per Post. Das ist dann ganz genau so wie in Stockholm, wo man auch einmal im Monat eine Abrechnung für alle Durchfahrten bekommt. Alternativ dazu kann man auch im Internet bezahlen oder an eine Servicestation gehen und dort bar bezahlen. Ich denke in diesem Fall muss man nur sein Nummernschild sagen und wird im System nachgeschlagen. Für diese drei Zahlungsmöglichkeiten wird kein Rabatt angeboten. Man bezahlt immer den vollen Betrag von 100 NOK pro Durchfahrt der Ryaforbindelsen. Die Fähre kostet aktuell 61 NOK für das Auto (inkl. Fahrer) und jeweils 25 NOK für weitere Erwachsene.

Fährt man öfters durch den neuen Tunnel, z.B. weil man nach Tromsø zur Arbeit pendelt, sollte man die vierte Zahlungsart wählen, den AutoPASS. Nadine hat zum Beispiel eine Arbeitskollegin im Scandic Hotel, die in Vikran wohnt und jeden Tag nach Tromsø muss. Ich schätze mal, dass die sich einen AutoPASS holen wird. Der AutoPASS ist eine Art Vignette bzw. kleiner Kasten mit einem eingebauten Chip, wenn ich das richtig verstanden habe, der an der Frontscheibe angebracht werden muss. Man schließt eine Art Vertrag mit AutoPASS ab und erhält nach ein paar Tagen seinen individuellen Kasten mit der Post. Fährt man jetzt mit dem AutoPASS durch die Ryaforbindelsen, bekommt man schon mal 10% Rabatt. Das Geld wird direkt von der Kreditkarte abgebucht, die man bei Vertragsabschluss angeben muss. Entscheidet man sich für einen Prepaid Vertrag, fällt der Rabatt noch höher aus. Maximal bekommt man 50% Rabatt, wenn man 10.000 NOK als Vorschuss zahlt. Einmal nach Tromsø und zurück pendeln, kostet dann nur noch 100 NOK statt 200 NOK. Geht man von rund 21 Arbeitstagen im Monat aus, entspricht das 2100 NOK im Monat. Ich denke das geht noch. Den Betrag spart man locker ein, wenn man sich eine Mietwohnung auf dem Festland statt in Tromsø sucht. Außerdem kann man Ausgaben für den Arbeitsweg in Norwegen von der Steuer absetzen. Allerdings bin ich mir nicht sicher das die Straßen im Winter immer sofort schneefrei sind.

Der AutoPASS ist übrigens in ganz Norwegen gültig. Eine Übersicht über alle Mautstellen, an denen der AutoPASS benutzt werden kann, findet ihr hier. Am 29. September kann man den Tunnel der Ryaforbindelsen übrigens kostenlos nutzen, da das Maut System erst am 30. September aktiviert wird. Happy Days. Leider eine Woche zu spät, da wir am Wochenende mal zur Malangen Brygger fahren wollen und dafür noch die Fähre nach Vikran nehmen müssen.

So nun wird es aber mal wieder Zeit dass ich hier einen Eintrag schreibe. Im Moment passiert immer so viel, dass man zu nichts wirklich kommt.
Wie ja eigentlich alle wissen, arbeite ich seit Juli für Adecco Norge. Ist eigentlich wirklich ganz nett, mal abgesehen von den Zeiten wo man zu Hause sitzt und auf einen Anruf wartet. Dies blieb mir seit Mitte August erspart, denn das Scandic Hotel hatte mich und eine Kollegin von Adecco Vollzeit bis zum 09. Oktober gebucht.

Kurz darauf entdeckte meine liebe Kollegin Dagmara, dass das Scandic 2 Leute für 100 Prozent Stellen sucht. 100 Prozent Stellen als Zimmermädchen zu bekommen, ist wirklich nicht leicht. Eine Scandic Mitarbeiterin musste 3 Jahre arbeiten bevor sie die 100% Stelle bekam.

Der Hotelboss, Kjell-Olav, ein sehr netter Mann, trat dann also in Verhandlungen mit Adecco, da wir abgekauft werden müssen. Klar hätten wir einfach kündigen können und dort anfangen können, aber das Scandic braucht die Hilfe von Adecco und deswegen wollte er lieber den "richtigen" Weg gehen.

Am 12. September haben Dagmara und ich jeweils einen 100 Prozent Vertrag im Scandic Tromsø unterschrieben. Da sie uns vorher schon bis zum 09. Oktober über Adecco gebucht hatten, fängt unser offizieller erster Arbeitstag am 10.10. an.

Das spielt im Endeffekt aber keine Rolle, denn wir gehören schon zum Team. Arbeitskleidung und alles haben wir bereits von Scandic, nur der Lohn fehlt noch.

Also somit kann ich wirklich sagen, dass Norwegen meinem Arbeitsleben und auch meinem Bankkonto sehr gut tut.


Seit Beginn dieser Saison hat der 1.FC Köln bekanntlich einen norwegischen Trainer. Ståle Solbakken heißt der gute Mann, der im Mai den Chefsessel beim FC übernommen hat. Vorher hatte er den FC Kopenhagen zur dänischen Meisterschaft geführt. Ich lehne mich glaube nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich sage das ihm das in Köln nicht gelingen wird. Eigentlich hatte Solbakken ja auch noch einen Vorvertrag mit dem norwegischen Fußballverbund um 2012 die Nationalmannschaft zu übernehmen. Irgendwie gab es da jedoch eine Ausstiegsklausel, keine Ahnung. Jedenfalls ist er jetzt in Köln.

Nun ist der 1.FC Köln ja keine Mannschaft, wo man bei ausbleibendem Erfolg lange am Trainer festhält. Vor ein paar Monaten hatte ich auf einem anderen Blog gemutmasst, dass er keine 10 Spieltage in Köln bleiben würde. Was ich gestern von Kim, unserem Chef im Büro, erfahren habe - zum Trainerstab gehört seit 2 Spieltagen auch jemand aus Tromsø. Bjørn Vidar Stenersen ist wohl seit der Fussball Jugend mit Kim befreundet und eigentlich seit 2008 Physio Trainer bei TIL. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Björn einen 4-Jahres Vertrag mit TIL, wird aber für die laufende Bundesliga Saison an den 1.FC Köln ausgeliehen. Den Tipp Björn einzustellen, hat Ståle Solbakken angeblich direkt von Per Mathias Høgmo, dem Cheftrainer von Tromsø IL den wir neulich übrigens beim Joggen im Park getroffen haben.

Seit zwei Spieltagen ist Björn nun unten in Köln und arbeitet im Trainerstab mit. Beim 1.FC Köln ist natürlich alles viel größer als bei Tromsø IL. Man steht die ganze Zeit im Rampenlicht. Zu jedem Training kommen 5000 Fans und die Presse. Es gibt Heimspiele von TIL wo weniger Zuschauer kommen. Natürlich ist Björn auch klar, dass der Job in Köln keinesfalls sicher ist und seine Position als Physio Coach vom Erfolg der Mannschaft und vor allem von Solbakken abhängt. Ganz lustig war eine SMS die Kim letztes Wochenende nach dem überraschenden 1:4 Auswärtserfolg von Köln über Leverkusen bekommen hat. „Juhu ich habe nächste Woche noch einen Job“


Letzte Woche waren ja bekanntlich Kommunalwahlen in Norwegen. Überraschenderweise kommt es zu einem Regierungswechsel in Tromsø. Die sozialdemokratische Arbeiderpartiet, die meines Wissens nach die letzten 12 Jahre in Tromsø das Sagen hatte, wird abgelöst. In den nächsten vier Jahren wird ein Bündnis von drei Parteien die Stadt regieren. Høyre, die konservativ, liberale Partei, hat 36% der Stimmen geholt. Das sind unglaubliche 25% mehr als 2007. Selten war der Begriff Erdrutschsieg passender als hier. Mir ist bis jetzt noch nicht ganz klar, was die Wähler so verprellt hat, dass sie von der Arbeiderpartiet in Tromsø abgerückt sind und Høyre gewählt haben.

Wenn eine Partei um 25 Prozent zulegt, dann bleibt natürlich für die anderen nicht mehr besonders viel übrig. Auch die anderen beiden Bündnisparteien verlieren Wähler. Die rechts konservative Fremskrittspartiet verliert im ganzen Land und auch in Tromsø deutlich und landet bei rund 11 Prozent. Auch die Venstre Partei wird weniger gewählt als 2007. Diese Partei macht nach eigener Aussage eine sozialliberale Politik. Mir ist schleierhaft wie Venstre und Fremskrittspartiet ein Regierungsbündnis eingehen können. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als ob es in Deutschland ein Regierungsbündnis zwischen CDU, den Republikanern und der Linkspartei geben würde. Sehr merkwürdig. Allerdings glaube ich nicht, dass die Wahl einen sehr großen Einfluss auf unser Leben in Tromsø haben wird. Eine wirklich beeinflussende Wahl gibt es erst wieder 2013 wenn die Regierung gewählt wird.

Wie bereits angeschnitten, wurden die Kommunalwahlen an einem Montag durchgeführt. Ich habe bis jetzt keine Ahnung warum und welchen Vorteil das haben soll. Jedenfalls hatte das deutliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Alle Kindergärten in Tromsø waren geschlossen, so dass einige meiner Kollegen zuhause bleiben mussten. Da es am Wahltag kein Problem für mich war, auf dem sonst überfüllten Parkplatz an unserem Büro einen Parkplatz zu finden, denke ich das es vielen anderen Eltern ähnlich ergangen ist. An diesem Montag waren auch viele anderen staatliche Einrichtungen geschlossen, zum Beispiel die staatliche Ladenkette für Alkoholverkauf. Auch in Supermärkten durfte an diesem Tag kein Bier verkauft werden. Kein Alkoholverkauf - ich glaube das wäre ein Grund dafür, warum eine Wahl am Montag in Deutschland nicht funktionieren würde. Nimmt man alles zusammen, ein Tag keine Einnahmen durch Alkoholverkauf und gefühlt 10% weniger Leute die zur Arbeit erscheinen, ist das schon ein recht hoher Preis dafür eine Kommunalwahl am Montag zu haben. Auf der anderen Seite ist die Wahlbeteiligung mit über 61% schon deutlich besser als bei Kommunalwahlen in Deutschland.

In Norwegen finden heute Kommunalwahlen statt, an denen wir leider nicht teilnehmen können. Im Moment ist mir noch nicht ganz klar, wer bei Kommunalwahlen wählen darf und wer nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man keine norwegische Staatsbürgerschaft haben muss. Einige Freunde, die ebenfalls eingewandert sind, haben nämlich eine Wahleinladung bekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass man einige Jahre in Norwegen gelebt haben muss um für die Kommunalwahl stimmberechtigt zu sein.

In Tromsø gibt es 27 Wahlkreise und 52.000 stimmberechtigte Wähler. Man kann davon ausgehen, dass die Wahlbeteiligung über 75% liegen wird. Etwas eigenartig finde ich, dass der Wahltermin auf einen Montag gelegt wurde. In Deutschland und Schweden finden Wahlen immer an einem Sonntag statt. Warum das hier in Norwegen anders ist, keine Ahnung. Persönlich würde ich eigentlich davon ausgehen, dass viele Leute keine Lust haben vor oder nach der Arbeit ins Wahllokal zu rennen. Eigentlich kann ich mir das nur so erklären, dass die Wahl immer am 12. September stattfinden muss, unabhängig davon welcher Wochentag das ist. Dazu muss man allerdings sagen, dass man auch gestern (Sonntag) schon wählen gehen konnte, quasi zur Vorhand Wahl. Das haben allerdings nur 8200 Wähler aus Tromsø getan, also weniger als 20% der Stimmberechtigten.

Parteien mäßig habe ich auch noch nicht den vollen Durchblick in Norwegen. Es gibt die Arbeiterpartei, die zur Zeit die Regierung stellen. Diese Partei hat nach dem Amoklauf auf Utøya noch mehr Sympathien erhalten und wird wohl in den meisten Wahlkreisen stärkste Partei werden. Die „Arbeiderpartiet“ kann man mit der SPD vergleichen. Die zweitstärkste Partei sind die Høyre (die Rechten). Das klingt schlimm, es handelt sich aber um eine konservative, bürgerliche Partei ähnlich der CDU. Die drittstärkste Partei ist die Fremskrittspartiet, die eine sehr nationalistische Politik propagiert. Die Fremskrittspartiet macht sich gegen politische Flüchtlinge und Asylanten, gegen eine Moschee in Tromsø und Samisch als offizielle Amtsprache stark. Also schon eindeutig auf der rechten Seite muss man sagen. Aus dem Wahlprospekt habe ich ansonsten entnommen, dass man vor allem Projekte zum Ausbau der Infrastruktur in Nord-Norwegen ankurbeln will. Für die Fremskrittspartiet scheinen Autofahrer außerdem unheimlich wichtig zu sein. Bei jedem im Wahprospekt vorgestellten Wahlkandidaten war angegeben, welches Auto er fährt. Glückwunsch das ihr alle (mit einer Ausnahme) Audi, Lexus oder Mercedes fahrt. Naja wer was kompensieren muss.

Etwas nervig an der Kommunalwahl finde ich den „Telefonspam“. Seit einer Woche bekomme ich ständig automatisierte Anrufe von einem Computer, der versucht mit mir eine Wahlumfrage auf Norwegisch durchzuführen. Mindestens drei oder vier solcher Anrufe habe ich schon bekommen. I could not care less.

Gestern nachmittag die Hammer Nachricht auf itromso.no. IKEA kommt nach Nord-Norwegen und will in Tromsø einen neuen Standort eröffnen. Wirtschaftlich, bedeutet das einen unheimlichen Aufschwung für die Region. Es wird neue Arbeitsplätze geben und endlich etwas Konkurrenz für die bisherigen Platzhirsche Skeidar oder Bohus, bei denen es echt nur teures Zeug gibt. Okay vielleicht sind diese Möbel in der Qualität etwas besser und halten länger. Allerdings sind wir in den letzten 5 Jahren so oft umgezogen, dass wir sowiso alle Nase lang neue Möbel kaufen mussten. Ich kaufe lieber billig und dafür öfters. Der einzige Laden in Tromsø, der aktuell einigermassen preiswerte Einrichtung hat, ist Jysk.

Zur Zeit wird eine geeignete Location für IKEA gesucht. Ich denke mal das mindestens ein oder zwei Jahre vergehen werden, bis der erste IKEA Einkaufswagen in Tromsø rollt. Wie beliebt IKEA bei den Norwegern ist, kann man daran sehen, welche Entfernungen teilweise zurückgelegt werden nur um dort einkaufen zu gehen. Viele meiner Arbeitskollegen fahren mindestens einmal im Jahr nach Haparanda, das an der schwedisch-finnischen Grenze liegt. Dort befindet sich im Moment der nördlichst gelegene IKEA. Dieser IKEA Standort ist auch der Standort, welcher am nähesten an Tromsø liegt. Immerhin sind es 670 km oder 8 Stunden Fahrzeit dort hin. Der IKEA Besuch in Haparando ist aufgrund der grossen Entfernung ein richtiges Happening. Nachbarn werden nach Möbelwünschen gefragt. PKW Anhänger werden untereinander verliehen. Die Strecke kann man natürlich nicht an einem Tag hin und zurück fahren. Der IKEA Besuch steigt also meistens zu einem Wochenendausflug mit Übernachtung auf. Der von Tromsø am nächsten gelegene IKEA in Norwegen, befindet sich übrigens in Trondheim – Leangen. Das liegt über 1.000 km entfernt und sprengt sogar den Wochenendausflug. Nicht zuletzt deshalb, da in Norwegen alle Geschäfte am Sonntag geschlossen haben (anders als in Schweden).

Die Alternative zur Fahrt nach Haparanda, wäre eine Bestellung und Lieferung von IKEA Leangen. Leider sind die Lieferkosten von dort nach Tromsø utopisch. 3.499 NOK (450 Euro) kostet die Lieferung nach Tromsø. Glücklicherweise ist der Betrag fix, unabhängig davon wie gross die Bestellung ist. Im Idealfall finden sich mehrere Interessenten um sich die Lieferkosten zu teilen. Der beste Ort um Interessenten zu finden, denen man darüber hinaus auch noch vertraut, ist die Freundesliste auf Facebook. Immerhin 2 feste und 2 potentielle IKEA Besteller haben sich nach unserem letzten Facebook Aufruf gemeldet, so dass wir den Preis für die IKEA Lieferung teilen können.

All das wird hoffentlich in zwei Jahren der Vergangenheit angehören, wenn Tromsø ein eigenes IKEA Warenhaus besitzt. Der nächste Schritt wäre dann der Anschluss an das norwegische Eisenbahnnetz.

Nun arbeite ich 2 Monate für Adecco und kann nun langsam aber sicher meine Erfahrungen mit euch teilen.

Wer sich Adecco als Arbeitgeber aussucht, der lässt sich auf ungewisse Wochen ein. Das Problem bei Adecco ist einfach, dass man nach Aufträgen arbeitet und wenn Adecco keine Aufträge hat, dann hat man eben nichts zu tun.

Bisher lief es durchschnittlich gut bei mir. Ich habe eine Woche gearbeitet und dann eine Woche frei gehabt. Ich habe einmal 9 Tage am Stück durchgearbeitet und sass auch einmal 9 Tage zuhause. Es ist nervenzerreisend wenn man zuhause sitzt und auf einen Anruf von Adecco wartet. Aber im Moment läuft es ganz gut. Ich habe einen Auftrag über 3 Wochen. Das freut mein Bankkonto.

Ich arbeite als Reinigungskraft / Zimmermädchen für Adecco. Wenn sie mich anrufen, dann ist es 99 Prozent ein Job im Hotel. Ich habe aber auch schon in einer Schule geputzt.

Stundenmässig arbeite ich rund 7 Stunden am Tag im Hotel, meist 5 Tage die Woche. Und meistens am Wochenende. Die Arbeitszeiten sind in der Woche von 8:00 Uhr bis 15:30 Uhr, am Samstag von 9:00 Uhr bis 16:30 Uhr und am Sonntag von 11:00 Uhr bis 18:30 Uhr.

Der Stundenlohn bei Adecco beträgt im Hotel 134,99 norwegische Kronen pro Stunde. Am Wochenende bekommt man Samstags ab 14:00 Uhr und den gesamten Sonntag einen Zuschlag von rund 20 norwegischen Kronen pro Stunde.

Bei dem Schulreinigungsjob hatte ich einen Stundenlohn von 145,00 norwegischen Kronen.

Überstunden werden die ersten 2 Überstunden mit 50% Zuschlag und danach mit 100% Zuschlag vergütet.

Adecco hat ein Vorteilsprogramm was mich dazu bewegt hat, bei SATS einzutreten. 20 Prozent Ermässigung auf den monatlichen Mitgliedbeitrag lohnt sich schon um wieder schlank zu werden.

Die zweite norwegische Fussballliga heisst Adecco Ligaen und deswegen hat man auch hier die Möglichkeit öfters kostenlos zum Fussballspiel zu gehen. Allerdings interessiere ich mich nicht besonders für Fussball und Reik mag eher die erste Liga wo Tromsø IL spielt.

Wer nach Norwegen ziehen will, der sollte sich allerdings nur bei Adecco bewerben, wenn der Partner einen Job mit festem Gehalt hat. Ich habe eine Arbeitskollegin aus Polen, die zusammen mit ihrem Ehemann nach Norwegen gekommen ist. Beide sind bei Adecco angestellt.

Erstes Problem, sie brauchen die Aufträge um die Miete und Essen zu bezahlen. Manchmal hat Adecco aber keine Aufträge und sie mussten sich schon Geld aus Polen schicken lassen.

Zweites Problem ist die permanente Aufenthaltsgenehmigung. Die bekommst du nur, wenn du nachweisen kannst, dass du dich allein in Norwegen versorgen kannst. Dazu brauchst du einen Arbeitsvertrag der ein Grundgehalt hat. Die Arbeitsverträge von Adecco haben weder Grundgehalt noch die Garantie dass die immer Arbeit hast. Dadurch bekommen beide keine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Nun sind sie seit Anfang August hier und haben noch 2 Monate Zeit irgendwo einen Arbeitsvertrag zu bekommen mit einem Grundgehalt.

In Schweden hat es eine kleine Ewigkeit gedauert, bis wir Freunde gefunden hatten. Hier in Norwegen muss ich sagen, war es etwas einfacher. Woran es lag, ja da kann man nur raten. Entweder weil wir jetzt offener sind und auch auf Leute zugehen oder weil Tromsø eben doch nur fast ein Dorf ist im Vergleich zu Berlin oder Stockholm.

Zuerst sind dort die Menschen auf Reiks Arbeit. Tom ein Niederländer und Reik haben sich schnell angefreundet. Sie haben gleichzeitig in der Firma angefangen und trinken beide gerne Whiskey. Perfekte Kombination.

Marie kommt aus Australien. Seit kurzem hat sie auch einen Hund und das passt doch perfekt für mich.

Durch meine Arbeit habe ich doch sogar Deutsche hier im hohen Norden gefunden. Linda und Steffen kommen ursprünglich aus Leipzig und sind vor drei Jahren hier nach Tromsø gezogen. Steffen ist Koch und Linda arbeitet in der Hausökonomi. Beide im Rica Ishavshotel in Tromsø.

Reik und Steffen haben ebenfalls ein gemeinsames Hobby. Angeln. Nun fahren sie etwa einmal die Woche zum angeln und kommen mit vielen Fischen wieder. Wann wir die alle essen sollen? :D. Es wird wieder Zeit für Besuch aus der Heimat.

Während die beiden angeln gehen, machen wir immer einen Weiberabend. Peppar inklusive. Die beiden Kinder von Steffen und Linda haben jetzt gerade mit dem Kindergarten angefangen. Nicht so leicht einen Platz hier zu bekommen, wie Linda mir einmal erzählt hat.

Norwegische Freunde haben wir ebenfalls gefunden. Marit und Kim. Sie haben ebenfalls einen Hund und durch Zufall, hatten wir das Vergnügen mit ihnen eine Ti på Topp Tour zu machen. Ja in Tromsø ist es möglich Menschen einfach immer wieder so zu treffen, wenn man die gleichen Hobbies hat.

In der kurzen Zeit die ich hier bin, konnte ich mich also gut einleben. Was nicht heisst, dass mich manchmal noch das Heimweh nach Schweden überkommt. Auch Sehnsucht nach Deutschland macht sich manchmal etwas breit. Aber alles im allen haben wir hier auch wieder ein gutes Leben, mit guten neuen Freunden.

Da wir bei unserem alten Blog eine Facebook Gruppe hatten, dachte ich, mach ich doch auch für den norwegischen Blog eine Gruppe auf. Alle sind herzlich Willkommen. Die Gruppe heisst: Auswandern nach Norwegen.

Da unser erster Hochzeitstag vor der Tür stand, haben wir beschlossen uns zu ehren eine kleine Auszeit zu nehmen und einen kleinen Mini-Urlaub auf Senja zu verbringen. Senja ist die zweitgrösste Insel Norwegens und ist sehr geprägt von der faszinierenden Fjordlandschaft.

Am Freitag sind wir nach der Arbeit direkt zu der Fähre nach Brensholmen gefahren. Die Fahrzeit der Fähre betrug 40 Minuten und sie war kackevoll. Wir hatten echt Glück noch mit an Board gekommen zu sein. Ansonsten hätten wir 1,5 Stunden auf die nächste Fähre warten müssen.

Auf Senja wurden wir mit Regen begrüsst, der uns aber gleichzeitig einen schönen Regenbogen präsentierte. Auf Senja fuhren wir dann nochmal etwa 1,5 Stunden bis zu unserem Hotel Hamn i Senja.

Natürlich mussten wir schon auf der Hinfahrt immer wieder halten und die Aussicht geniessen. Auf Senja gibt es etwas, daran muss man sich etwas gewöhnen. Die Strassen! Die Strassen sind ungefähr für 1,5 Autos gebaut. Wer also Gegenverkehr sieht, sollte in eine Ausbuchtung fahren und diesen durchlassen. Aber keine Angst, so viel Verkehr ist da nicht. Neben den Strassen gibt es aber noch etwas viel schlimmeres. Die Tunnel!

Die Strassen durch die Tunnel sind etwas sehr gewöhnungsbedürftig. Es passen 1 und 1/4 Auto auf die Strasse, Schlaglöcher dürfen da natürlich auch nicht fehlen und Licht, neee Strom muss gespart werden. Wir hatten einen Tunnel, der war komplett dunkel. Schon etwas merkwürdiges Gefühl da durchzufahren.

Hier habe ich ein Video auf Youtube gefunden, wie einer durch den Tunnel fährt. Aber nur wenn man es selber macht, weiss man wirklich, wie es ist.

Das Hotel war wirklich wunderschön. Direkt am Wasser, einfach schön. Das Frühstück lies etwas zu wünschen übrig, aber was solls.

Samstag sind wir dann auch direkt los nach dem Frühstück. Nach kurzer Fahrzeit haben wir unser Ziel gefunden und den Aufstieg zum Svanfjells begonnen. Nach etwa 2 Stunden Fussmarsch haben wir dann aber aufgehört und beschlossen, lieber noch etwas auf Senja umher zu fahren.

Sonntag sind wir dann wieder Richtung Tromsø gefahren. Wir hatten beschlossen, dass wir diesmal nicht die Fähre nehmen, sondern Senja über die 1.120 Meter lange Gisundbrücke zu verlassen und wieder aufs Festland zu fahren.

Alles im Allen war es ein super Miniurlaub, den wir immer wieder Wiederholen würden. Senja hat eine faszinierende Landschaft und eignet sich wirklich zum entspannen. Und Angler scheinen hier Voll und Ganz auf ihre Kosten zu kommen.

Unser Büro in Tromsø liegt direkt über einem Rema 1000 Supermarkt. Diese Supermarkt Kette gilt zwar als eine der billigsten in Norwegen, hat aber auch einen schlechten Ruf was die Qualität der Waren angeht. Normalerweise würde ich hier keine frischen Sachen wie Obst kaufen. Am einem Samstag am 2. Juli gingen Nadine und ich abends bei Rema 1000 einkaufen und wir kamen an der Obstabteilung vorbei. Ein paar Überreste trauriger vertrockneter Erdbeeren schauten uns an. Die Schale war bereits deutlich verschrumpelt, einige Erdbeeren hatten bereits Schimmelpelz angesetzt und einige Kandidaten im Körbchen waren bereits grün verschimmelt. Es sah so schlimm aus, dass Nadine ein Foto davon mit dem Handy machen musste. Wenn ich an das Bild komme, lade ich es hier noch im Posting hoch. Nicht viel besser sahen die Nektarinen aus, die gleich daneben lagen. Wenigstens war hier noch kein Schimmel in Sicht. Die ausgetrocknete Schale zeugte trotzdem eindeutig vom Alter der Früchte. Ich glaube so einen Zustand der Obstabteilung würde man selbst im schlimmsten Supermarkt Deutschlands nicht finden. Ich verstehe nicht, wie man solche gesundheitsschädlichen Erdbeeren noch zum Kauf anbieten kann. Naja wir sind halt weit im Norden. Rema 1000 hat hier nichts zu befürchten und schert sich einen Scheiß um seine Waren. Soviel Konkurrenz gibt es in Tromsø nicht und alle anderen Supermärkte sind eindeutig teurer, so dass viele Norweger, die nicht soviel Geld verdienen, gezwungen sind hier einzukaufen.

Das Wochenende verging und ich ging Montag wieder arbeiten. Beim morgendlichen Weg ins Büro kann ich immer einen Blick auf die Obstabteilung in unserem Rema 1000 erhaschen. Was soll ich sagen. Die gleichen Erdbeeren, die bereits Samstag mit Pelz und grün verschimmelt in ihren Körbchen lagen, wurden bis Mittwoch nicht ausgetauscht - unglaublich! Mein Arbeitskollege aus den Niederlanden und ich begannen schon Witze über Rema zu machen als am Freitag den 8. Juli eine ältere Frau mit einer kompletten Palette Erdbeeren (12 Körbchen je rund 500 Gramm) aus dem Laden marschierte. Wir hatten zuerst nur Mitleid, wegen der vermeintlich schlechten Qualität der Erdbeeren. Im Laufe des Vormittags sahen wir immer mehr Leute palettenweise Erdbeeren aus dem Laden schleppen. Gegen Mittag hatte Rema ein Schild vor dem Laden aufgestellt: nur noch 1 Palette je Haushalt. Als dann noch ein norwegischer Arbeitskollege mit einer Palette ins Büro marschierte musste ich selbst mal nachschauen gehen. Wie sich herausstellte, war an diesem Tag der Startschuss für den Verkauf der norwegischen Erdbeeren gefallen. Das muss wohl immer jedes Jahr ungefähr in Woche 27 sein. Ich konnte nicht anders und kaufte auch eine Palette. Preis pro Körbchen bei Rema 1000 nur 10 NOK, nicht schlecht. Wie gesagt 500g Erdbeeren aus Norwegen. Habe ich am gleichen Tag bei Eurospar für 14,90 NOK gesehen. Rema ist halt wie gesagt billiger. Inzwischen kostet das Körbchen Erdbeeren bei Coop wieder über 30 NOK. Ich muss sagen, dass die norwegischen Erdbeeren der Hammer sind. Gerade hier im Norden, wo sie dank Mitternachtssonne besonders viel Sonne abkriegen, schmecken sie am Besten.

Am letzten Donnerstag bekam ich einen Anruf von Adecco, dass sie mich gerne kennenlernen würden. Ich hatte mich da wegen eines Hoteljobs beworben. Freitag früh um 8:30 Uhr war dann der vereinbarte Termin.

Wie immer vor solchen Gesprächen war ich sehr nervös. Marius, mit dem ich das Gespräch hatte, war allerdings ganz nett. Die Kommunikation schwedisch-norwegisch funktionierte am Anfang auch ganz gut.

Am Mittag rief er mich dann an und sagte, dass ich am Samstag anfangen könne. Ich musste dann noch schnell vorbei den Arbeitsvertrag unterschreiben. Adecco hat ja in Deutschland einen eher weniger guten Ruf, aber Arbeit ist Arbeit.

Am Samstag um 9:00 Uhr fing ich dann im Hotel Scandic Tromsø. Nach einer kleinen Einführung ging es dann auch los. Da am Samstag ungefähr 30 Grad in Tromsø waren, war es eine sehr schweisstreibene Arbeit. Um 16:30 Uhr war dann der verdiente Feierabend. Sonntag durfte ich dann von 11:00 Uhr bis 18:30 Uhr arbeiten.

Mir macht die Arbeit wirklich Spass und auch die Kollegen sind teilweise ganz nett.

Wer bei Adecco Norge arbeitet hat Zugriff auf das Vorteilsprogramm von Adecco. Hier bekommt man Prozente bei Onlinestudien, Prozente beim Brillenkauf, 20 % bei der Monatsgebühr beim SATS Trainingscenter und 13 % bei den Monatsbeiträgen bei Elexia. Da wir hier ein SATS gleich um die Ecke haben, werde ich dass wohl demnächst nutzen.

Zudem kann man noch die Firmeneigenen Ferienhäuser günstiger mieten, natürlich nur in Norwegen. Dann kommen noch Prozente bei verschiedenen Produkten wie Internetzugang und Mobiltelefon hinzu, sowie diverse Rabatte bei verschiedenen Onlineshops.

Manche dieser Vorteile kann man allerdings erst ab einer bestimmten Stundenanzahl nutzen.

Ich freu mich jedenfalls, dass es so schnell mit einem Job geklappt hat. Schade ist zwar, dass ich derzeit nicht mehr mit Hunden arbeite, aber vielleicht irgendwann wieder. Mal sehen, jetzt ist es erstmal das Hotel und dann mal sehen wie es weitergeht.

Ein Vorteil wenn man in Norwegen lebt, ist das die Angelausrüstung endlich wieder öfter zum Einsatz kommt. Dadurch, dass Norwegen so viel Küste und Wasser besitzt, gilt Norwegen als eines der besten Länder zum Angeln - vielleicht sogar als das Beste weltweit. Im Meer, also auch in den Fjorden und Schären, darf man ohne Angelkarte angeln gehen. Dazu gibt es auch viele Seen in denen gratis geangelt werden darf. Leider habe ich bisher noch keine gute Übersicht im Internet gefunden, auf der zu sehen ist für welche Seen eine Angelkarte benötigt wird und für welche nicht. In der Regel wird man spätestens darauf hingewiesen, wenn man am See ankommt. Nimmt man die „offiziellen“ Pfade zum See findet man oft ein Schild, auf dem steht, dass man einen Angelschein benötigt und wo man diesen kaufen kann.

Natürlich gibt es auch in der Gegend von Tromsø unzählige Möglichkeiten zum Angeln. Wenn man im Meer angeln will, empfiehlt es sich ein Boot auszuleihen. Vom Ufer aus im Meer zu angeln, war zumindest bei mir bisher nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Dadurch das es hier Ebbe und Flut gibt, fällt es schwer die richtige Stelle zu finden und zur richtigen Zeit dort zu sein. Hier ein paar Stellen an denen man gut ohne Boot angeln kann.

Zwischen den beiden Inseln Kvaløya und Håkøya gibt es eine zirka 50 Meter lange Brücke von der man angeln kann. Die Stelle ist ideal, da man von der Brücke aus in sehr tiefem Wasser angeln kann. Von Tromsø aus, fährt man zu dieser Stelle ungefähr 10 Minuten. Die größten Erfolge hatten wir hier mit Spinner und Pilker. Allerdings dürft ihr nicht vergessen, dass die Brücke etwa 4 oder 5 Meter über dem Wasser steht. Wenn ihr also einen besonders großen Fisch an der Angel habt, ist die einzige Möglichkeit ihn von der Brücke runter ans Ufer zu ziehen und dort mit einem Angelkescher herauszuholen. Den Fisch hoch auf die Brücke zu holen, geht bei schweren Fischen definitiv nicht. Alternative wäre ein sehr langer Kescher, ca. 4 m lang. Keine Ahnung ob es so etwas gibt.

Nächste Alternative wäre ganz im Süden von Kvaløya in der Nähe von Hella. Allerdings ist das zirka 20 Minuten mit dem Auto von Tromsø entfernt. Fahrt zuerst auf der 862, dann auf die 858 bis zu einem Ort der Larsenga heißt. Hinter Larsenga sind es noch zirka 1-2 km. Sucht nach einem Parkplatz auf der linken Seite. Die Angelstelle liegt am südlichen Zipfel von Kvaløya, dort wo das Meer nur zirka 50 Meter breit zwischen Ryøya und Kvaløya ist. Man kann dort direkt von den Felsen angeln, die bis ans Meer gehen. Mit einem guten Wurf kommt ihr genau bis zur Mitte der Meer Enge, dort wo alle Fische durch müssen. Allerdings ist die Strömung unheimlich stark an dieser Stelle. Also ich meine so richtig übel. Wenn ihr dort ins Wasser fallt, könnt ihr euch nur noch treiben lassen und hoffen das kein Wirbel euch nach unten zieht. Ich habe hier selbst noch nicht geangelt. Diese Stelle wurde mit nur von einem Kollegen empfohlen.

Die dritte Stelle liegt bei Solheim, zirka 15 Minuten mit dem Auto von Tromsø, ganz in der Nähe der Fähre zwischen Vengsøya und Bellvika. Fahrt gleich nachdem ihr über die Brücke von Tromsøya nach Kvaløya gekommen seit im Kreisverkehr nach rechts auf die 863. Dann irgendwann links auf die Fv58. Dieser Straße folgen, durch den Tunnel durch bis ihr irgendwann in Solheim seit. Lasst das Auto dort irgendwo stehen, leider gibt es keinen richtigen Parkplatz. Lauft dann immer am Ufer des Lyfjorden lang nach rechts (zirka 1 km). Irgendwann kommt ihr zu einer Stelle wo mehrere Felsen ein Stück ins Wasser rausgehen. Dort lässt es sich prima angeln, da man hier sehr gut und weit werfen kann. Pilker und Spinner waren gut geeignet, allerdings haben wir hier bisher nichts Großes gefangen.

Kommen wir noch einmal auf das Angeln vom Boot aus zurück. Es gibt mehrere Stellen in der Umgebung von Tromsø wo man sich kleinere Motorboote auszuleihen kann. Prinzipiell kann jeder Erwachsene ein Motorboot ausleihen und damit fahren. Ein spezieller Führerschein wird nicht benötigt. Allerdings muss man "nachweisen" das man Boot fahren kann. Wie ein solcher Nachweis auszusehen hat ist Auslegungssache. Ich denke solange ihr euch beim Losfahren nicht total dämlich anstellt, gibt es keine Probleme. Auf dieser Internetseite findet ihr Lokalitäten bei denen Boote ausgeliehen werden können. Ich würde auf jeden Fall einige Wochen im Voraus anrufen und alles klar machen. Emails werden leider nur sporadisch beantwortet. Außerdem muss euch klar sein, dass die Norweger nicht immer 100% zuverlässig sind. Kann schon mal passieren, dass ihr niemand am Bootsverleih antrefft obwohl alles abgesprochen war. Die Saison dauert in der Regel von Ende Mai bis Anfang September. Ich selbst habe mir im Lyngen Havfiske og Tursenter ein Motorboot für einen Tag ausgeliehen. Die Ausleihgebühr lag bei 980 NOK pro Tag. Dazu kam nach Rückgabe noch das Benzin, für das wir 160 NOK bezahlt haben. Die Boote vom Lyngen Tursenter bieten Platz für 4-5 Personen und sind mit einem kräftigen 50 PS Motor ausgestattet. Wer länger bleiben will kann hier auch in typisch roten Ferienhäusern übernachten. Übernachtung und Boot kann auch im Paket gebucht werden. Eine Woche übernachten für 4 Personen und Bootsleihe kosten 14.350 NOK. Die Aluminiumboote sind alle mit GPS und Echolot ausgestattet. Im Fjord, in dem das Lyngen Havfiske og Tursenter liegt, kann man super angeln. Mit Pilker hatten wir an einigen Stellen etwa alle 5 Minuten einen Biss, unglaublich. Paternoster hatte leider nur mäßigen Erfolg. Es gibt hier unter anderem Seelachs, Dorsch und Heilbutt zu fangen. Ein wirklich toller Platz zum Angeln. Die Fische könnt ihr anschließend direkt am Lyngen Havfiske og Tursenter ausnehmen. Von Tromsø fährt man etwas mehr als eine Stunde dort hin, inklusive einer Fährfahrt zwischen Svensby und Breivikeidet, die zwanzig Minuten dauert.

Kaum in Tromsø angekommen, habe ich mein Hobby verändert. Man kann hier zwar joggen gehen, aber da es meist bergauf geht, ist die Motivation nicht gerade sehr hoch. Hoch hinaus wollte ich aber trotzdem.

Ich wollte unbedingt hoch zum Fjellheisen, da ich aber unter Höhenangst leider, konnte ich nicht einfach die Seilbahn nehmen. Also hiess es hochlaufen. Meine Mutter war bei der ersten Tour dabei. Wie es so ist, kamen wir bis kurz vors Ziel und sind dann aber umgedreht.

Die zweite Tour habe ich dann mit Peppar allein gemacht. Den Berg hoch, es war super.

Ich entdeckte in einem Artikel auf der Internetseite iTromsø dass es ein Wandererangebot gibt, dass sich "Ti på Topp" nennt. Man kauft sich das Paket für 200 Norwegische Kronen und bekommt dafür 15 Touren, die man machen kann.

Wer 7 unterschiedliche Touren macht, bekommt am 20. November eine Premiere. Was das ist, werd ich euch am 20. November sagen können.

Es gibt drei Kategorien von Touren: Leicht, Mittel & Anstrengend. Und von jeder Kategorie gibt es 5 Touren.

In dem Heft sind die Wege gut beschrieben und selbst vor Ort kann man sich nicht verlaufen, denn man findet immer kleine Weghelfer auf denen "Ti på Topp" steht. Wer am Ziel ankommt, findet einen Briefkasten mit einem Code drin. Der kann per SMS oder dann im Internet versendet werden. Somit wird einem die Tour gutgeschrieben.

In dem Briefkasten findet man auch ein Tourboka. Dort kann, wer will, seinen Namen, Adresse & Nationalität reinschreiben.

Ich finde das Ganze einfach nur super Klasse. So bekommt man Bewegung und Abwechslung zum Alltag. Und Peppar geniesst die Touren auch sehr. Danach sieht man sie nicht für ein paar Stunden, da sie sich erstmal mit viel Schlaf erholt.

Wir haben also alle was davon. Und ich finde es macht super viel Spass. Der Weg ist das Ziel und wenn man den Briefkasten erreicht, ist es einfach ein tolles Gefühl. Achso, und mal abgesehen von der Aussicht die sich einem immer bietet.

Gestern nachmittag war es soweit, das Hurtigruten Schiff aus dem Süden kam nach Tromsø. Das an sich, ist eigentlich nichts besonderes, denn das Schiff kommt täglich nach Tromsø. Aussergewöhnlich war es deshalb, weil diese Fahrt live im norwegischen Fernsehen übertragen wird. Seit Freitag sendet NRK2 die komplette Hurtigruten Tour von Bergen nach Kirkenes, also 5 Tage direkt vom Schiff. Ein Fernsehereignis welches in Deutschland niemals funktionieren würde. Stellt Euch mal vor, das ZDF würde 5 Tage lang ohne Unterbrechnung für Werbung oder Nachrichten von einer Schiffsreise senden. So gut wie ohne Moderation wohl gemerkt, einfach nur mit verschiedenen Kameras die überall am Hurtigruten Schiff befestigt sind.

Was am Freitag ganz harmlos mit Sätzen wie: „Welche blöde Idee“ oder „Irgendwie total langweilig“ anfing, hat inzwischen in eine riesige Begeisterungswelle in Norwegen umgeschlagen. Überall wo das Schiff vorbeikommt, stehen die Menschen zu Hunderten an Land um zu winken und norwegische Fahnen zu schwenken. Die Hurtigrute fährt täglich um 14:20 Uhr bei uns am Bürogebäude vorbei. Diesmal standen wir, wie es schien zusammen mit der kompletten Belegschaft aller Firmen im Haus, draussen am Pier und warteten auf die MS Nordnorge. Wir hatten extra ein Banner von unserer Firma mit nach draussen genommen, in der Hoffnung das man uns im Fernsehen zeigen würde. Leider haben uns andere Firmen aus dem Haus, die die selbe Idee hatten, die Show gestohlen. Man konnte unser Team beim vorbeifahren leider nicht sehen.

Die Ankunft des Hurtigruten Schiffes war schon beeindruckend. Wenn ihr schon einmal bei der Tour de France gewesen seit, dann kennt ihr das Gefühl. Alle warten ganz gespannt auf die Ankunft. Man kann in der Ferne schon das Schiff erkennen, welches von einem Korso von 50 bis 100 kleinen Motorbooten begleitet wird. Die MS Nordnorge fährt langsam an Tromsøya bei uns vorbei und alle winken, das Schiffshorn tutet, die vielen kleinen Begleitboote sorgen für Gänsehaut Atmosphere.

Das Thema Auto gehört definitiv zu den Themen, die in deutschen Foren über Norwegen am meisten diskutiert werden. Glücklicherweise hatte ich in den ersten 3 Monaten als „öffentlicher Verkehrsmittel-Fahrer“ genug Zeit mich mit der Thematik vertraut zu machen. Mein Fazit: es gibt keine Möglichkeit, preiswert an ein Auto in Norwegen zu kommen. Das Auto aus dem Ausland mitbringen kostet horrende Importsteuern und ist mit viel Aufwand verbunden. Es gibt diese zwei Berechnungsmodelle zum Berechnen der Einfuhrsteuer, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen will, da es schon tausend Mal woanders durchgekaut wurde. Das Auto gebraucht kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland. Die beste Webseite für Gebrauchtwagen ist wie immer finn.no. Dort werden gebrauchte Autos von Privatpersonen und Händlern verkauft. Beim Händler kostet es in der Regel etwas mehr, hat aber den Vorteil das man eine Gebrauchtwagengarantie bekommt. Ist das Auto noch relativ neu, kann es sogar sein, dass die Neuwagengarantie noch Gültigkeit hat.

Bei gebrauchten Autos in Norwegen müsst ihr mit 50% höheren Kosten als in Deutschland rechnen. Mein Kollege aus den Niederlanden hat sich vor 2 Wochen in Bardufoss einen gebrauchten Peugeot 107 (Baujahr 2009, km-Stand 38.000) für rund 90.000 NOK gekauft. Eine Woche später hat er im holländischen Radio eine Werbung gehört, in der dieses Modell als Neuwagen für 7.000 Euro angeboten wurde. Das sind in etwas 4.400 Euro Preisunterschied und man bekommt ein neues Auto.

Es gibt jedoch eine andere Seite der Medaille. Hohe Gebrauchtwagenpreise zahlen sich beim Verkauf wieder aus. In Norwegen verlieren die Autos nämlich deutlich langsamer an Wert als in Deutschland. Das Cliché, dass der Neuwagen beim Wegfahren aus dem Autohaus bereits 10% an Wert verloren hat, gilt hier definitiv nicht. Ich habe mit in Tromsø ein paar Nissan Qashqai angeschaut. Vom Nissan Autohaus in Tromsø wurde mir ein Neuwagen und ein Vorführwagen mit 1.000 km angeboten. Der Verkäufer sprach sehr gut Englisch übrigens. Der Vorführwagen war nach meinen Verhandlungen am Ende nur noch 500 Euro billiger als der Neuwagen, was bei einer Kaufsumme von 37.000 Euro wirklich nicht mehr ins Gewicht fällt. Ich habe mich also für einen Neuwagen entschieden und kann das jedem, falls ihr die Ersparnisse habt, empfehlen. Wenn ihr Euch im Internet die Preise für ein, zwei oder drei Jahre alte Gebrauchtwagen anschaut, werdet ihr feststellen, dass der Wertverlust sehr gering ist. Oft kosten 3 Jahre alte Gebrauchte mit ordentlich Kilometer runter, noch mehr als ein Neuwagen in Deutschland. Mein Plan ist also das Auto solange zu fahren, wie wir in Norwegen bleiben und es am Ende für gutes Geld zu verkaufen. Ich kann Euch nur davon abraten, ein Auto aus Deutschland mit nach Norwegen zu bringen. Am Ende zahlt ihr dank Einfuhrsteuer fast das gleiche Geld, wie für einen Gebrauchtwagen den ihr in Norwegen kauft. Die importierten Autos gehen beim Verkauf in Norwegen auch für weniger Geld weg, bzw. sind schwerer zu verkaufen. Ich denke es ist besser, sein Auto in Deutschland vor der Ausreise zu verkaufen und hier ein neues Auto zu kaufen.

Der Autokauf ging bei mir wie folgt über die Bühne. Beim Händler angerufen und einen Termin zur Probefahrt vereinbart. Die Probefahrt durchgeführt und mir zwei Angebote für Neu- und Vorführwagen geben lassen. Nach ein paar Tagen hat mich der Händler angerufen und ich habe etwas verhandelt. Mein Argument war, dass ich genau das gleiche Auto als Neuwagen bei finn.no in der Nähe von Oslo gesehen habe und es dort deutlich preiswerter war. Das ist natürlich eine Milchmädchen-Rechnung denn alle Autos sind im Süden Norwegens billiger. Allerdings hat man immer die Möglichkeit das Auto in Oslo zu kaufen und nach Norden zu fahren oder es nach Norden transportieren zu lassen. Für den Transport via Bahn nach Narvik oder via Truck muss man in etwa 5.000 NOK planen. Nicht selten ist das aber immer noch preiswerter als ein Auto in Troms oder Finnmark zu kaufen. Nach etwas Hin und Her konnten wir uns auf einen Preis von 299.000 NOK für den 2011 Nissan Qashqai Tekna 1.5d einigen. Dieses Model kostet um die 26.000 Euro in Deutschland. Preisunterschied 11.000 Euro. Winterreifen habe ich aus dem Angebot streichen lassen, da der Händler dafür 18.000 NOK berechnen wollte, ich die selben Reifen aber für 9.000 NOK via Internet bestellen kann.

Dann gab es noch die Frage der Versicherung zu klären. Genau wie in Deutschland gibt es Rabatt für schadensfreie Jahre. Es muss allerdings ein Nachweis der unfallfreien Jahre vom vorherigen Versicherer erbracht werden. Da ich seit 1997 fahre, galt es also 2 Jahre bei der schwedischen und 12 Jahre bei der deutschen Versicherung nachzuweisen. Leichter gesagt als getan, die deutschen Versicherungen stellen sich nämlich extrem blöd an. Meine ersten 10 Versicherungsjahre liefen irgendwie bei der Ford Autoversicherung. Diese Versicherung tritt allerdings bei Wechsel die Schadensfreiheitsrabatte an den Folgeversicherer ab und darf keinen solchen Nachweis an ehemalige Kunden schicken. Die S-Direkt, als mein letzter deutscher Versicherer, versprach mir einen Nachweis an die Adresse meiner Eltern zu schicken. 3 Wochen vergingen und angeblich war das Einschreiben verschwunden. Aus unerfindlichen Gründen war es auch nicht möglich noch ein zweites Schreiben zu schicken. Nach täglichem Telefonterror mit Nachfragen, war es dann aber doch irgendwann möglich und nach ein paar Tagen bekamen wir den Nachweis per Post. Der Nachweis der schadensfreien Jahre war natürlich auf Deutsch - die ganze Welt spricht ja auch Deutsch (na gut in Norwegen kriegt man auch jeden Scheiß auf Norwegisch). Ich habe das Schreiben dann ins Norwegische übersetzt und beim Abholen des Autos dem Händler in die Hand gedrückt. Um die Registrierung und die Versicherung kümmert sich der Händler, wenn man das wünscht (auch beim Gebrauchtwagenkauf) - sehr bequem. Ich bezahle nur 5.365 NOK für eine Vollkasko Versicherung bei der Enter Forsikring. Etwas teurer als in Deutschland also, aber nicht so viel. In Norwegen gibt es übrigens diese Regelung nicht wie in Deutschland, dass man bis Ende November seine Autoversicherung wechseln kann. In meinem Fall läuft die Versicherung ein Jahr und kann danach monatsweise gekündigt werden. Komisch war noch, dass ich über einen Monat nach Abholen des Autos keine Versicherungsunterlagen oder Rechnung von der Enter Forsikring erhalten habe. Lediglich eine Email mit der Bestätigung, dass das Auto versichert sein, kam kurz nach dem Kauf.

Bisher sind wir mit dem Auto sehr zufrieden. Ja, Autos, Benzin und Versicherung kostet alles viel mehr als in Deutschland, aber dafür verdient man auch mehr und kann das Auto beim Verlassen des Landes wieder für gutes Geld weiterverkaufen.

Ja, in Deutschland ist man verwöhnt. Dort kann man Alkohol überall und um jede Uhrzeit kaufen. In Schweden ist es ähnlich wie in Norwegen, nur dass Norwegen wirklich noch ein Zacken schärfer ist.

Alkohol ist hier nicht nur teuer, sondern auch schwer zu bekommen. Eigentlich nicht, wenn man sich an die Alkohol-Verkaufszeiten hält. Ich hätte nie im Leben erwartet, dass ich über Öffnungszeiten für den Alkoholverkauf in Norwegen mal was schreibe. Jedenfalls darf an Wochentagen nur zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr Alkohol verkauft werden. An Samstagen von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Sonntage, Feiertage und an Wahltagen ist der Verkauf von Alkohol verboten.

Der Verkauf von Alkohol mit mehr als 4,5% Alkohol liegt unter der Aufsicht des Vinmonopolet. Die Alkoholläden haben den selben Namen, nur damit keiner verwirrt ist.

Bier ist freiverkäuflich und somit im Supermarkt erhältlich, allerdings nur, wenn es höchstens 4,5% Alkohol enthält. Wir haben gestern zudem noch Wein aus dem Supermarkt mitgenommen, der hat rund 85 Norwegische Kronen gekostet und hat 4,7% Alkohol. Warum der jetzt im Supermarkt verkauft werden darf, keine Ahnung. Wie der schmeckt weiss ich auch nicht, aber er kommt aus Nord-Norwegen. Mal sehen ob der schmeckt.

Alkohol selber brennen ist in Norwegen selbstverstændlich strengstens verboten. Der Verkauf für den Zubehör einer solchen Brenn-Anlage aber nicht.

Es gibt aber auch ein alkoholisches Getränk, was Norwegen im grossen Stil exportiert. Ja, ich war auch sehr erstaunt. Linie Aquavit. Durch einen Zufall kam ein Fass mit Aquavit 1805 unverkauft von Ostindien nach Norwegen zurück. Man öffnete es und befand den Inhalt für äussert köstlich. Nun wird Aquavit in Sherryfässern auf norwegischen Schiffen über die Äquatorlinie geschifft, deswegen auch das Linie, und zurück nach Norwegen.

Wer eine Flasche Linie Aquavit kauft, sieht auf der Flasche wann und mit welchen Schiff das Aquavit über die Linie gefahren ist. Norweger kaufen Linie Aquavit am liebsten im Dutyfree Shop auf Reisen, denn auch das wird in Norwegen teuer verkauft.

Und noch etwas habe ich gestern gerade erfahren, Alkohol trinken in der Öffentlichkeit ist in Norwegen verboten.

Hier kommt die Fortsetzung von unseren Ausflügen.

Tromvik:
Nach Tromvik fährt man ungefähr 1 Stunde von Tromsø. Wir sind dort hingefahren, weil es einen der schönsten Strände dort gibt. Auch die Fahrt dorthin lohnt sich, denn man sieht wieder eine Landschaft, von der ich persönlich nicht genug bekommen kann.


Målselvfossen:
Wie immer bei unseren Ausflügen, ist die Fahrt das Ziel. Nein, aber etwas länger zu fahren, macht uns nichts aus. Und so ging unser Ausflug nach Bardusfoss. Wir wollten uns die Lachstreppe anschauen, auch wenn wir wussten, dass dort noch keine Lachse sind. Und die Fahrt war es wert. Gigantisch.


Finnvikvatnet:
Also wenn man schön spazieren gehen will und dabei noch eine tolle Aussicht aufs Wasser und den Finnvikvatnet haben will, dann sollte man dort hinfahren. Kurz vor der Tunneleinfahrt gibt es einen Parkplatz auf der linken Seite.
Einfach wunderschön und unbeschreiblich.


Reik hat noch einige Ausflüge mehr gemacht. Diese wird er mit mir aber nochmal wiederholen müssen und deswegen werden weitere Bilder natürlich folgen.

Der Sommer ist nicht besonders lang so weit hier im Norden und deswegen werden wir sehr viel in den nächsten Wochen machen. Das wird dazu führen, dass wir nicht immer gleich darüber bloggen können. Aber wir werden uns Mühe geben, dass so schnell wie möglich immer zu erledigen.