In Norwegen finden heute Kommunalwahlen
statt, an denen wir leider nicht teilnehmen können. Im Moment ist
mir noch nicht ganz klar, wer bei Kommunalwahlen wählen darf und wer
nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man keine norwegische
Staatsbürgerschaft haben muss. Einige Freunde, die ebenfalls
eingewandert sind, haben nämlich eine Wahleinladung bekommen. Ich
könnte mir vorstellen, dass man einige Jahre in Norwegen gelebt
haben muss um für die Kommunalwahl stimmberechtigt zu sein.
In Tromsø gibt es 27 Wahlkreise und
52.000 stimmberechtigte Wähler. Man kann davon ausgehen, dass die
Wahlbeteiligung über 75% liegen wird. Etwas eigenartig finde ich,
dass der Wahltermin auf einen Montag gelegt wurde. In Deutschland und
Schweden finden Wahlen immer an einem Sonntag statt. Warum das hier
in Norwegen anders ist, keine Ahnung. Persönlich würde ich
eigentlich davon ausgehen, dass viele Leute keine Lust haben vor oder
nach der Arbeit ins Wahllokal zu rennen. Eigentlich kann ich mir das
nur so erklären, dass die Wahl immer am 12. September stattfinden
muss, unabhängig davon welcher Wochentag das ist. Dazu muss man
allerdings sagen, dass man auch gestern (Sonntag) schon wählen gehen
konnte, quasi zur Vorhand Wahl. Das haben allerdings nur 8200 Wähler
aus Tromsø getan, also weniger als 20% der Stimmberechtigten.
Parteien mäßig habe ich auch noch
nicht den vollen Durchblick in Norwegen. Es gibt die Arbeiterpartei,
die zur Zeit die Regierung stellen. Diese Partei hat nach dem
Amoklauf auf Utøya noch mehr Sympathien erhalten und wird wohl in
den meisten Wahlkreisen stärkste Partei werden. Die
„Arbeiderpartiet“ kann man mit der SPD vergleichen. Die
zweitstärkste Partei sind die Høyre (die Rechten). Das klingt
schlimm, es handelt sich aber um eine konservative, bürgerliche
Partei ähnlich der CDU. Die drittstärkste Partei ist die
Fremskrittspartiet, die eine sehr nationalistische Politik
propagiert. Die Fremskrittspartiet macht sich gegen politische
Flüchtlinge und Asylanten, gegen eine Moschee in Tromsø und Samisch
als offizielle Amtsprache stark. Also schon eindeutig auf der rechten
Seite muss man sagen. Aus dem Wahlprospekt habe ich ansonsten
entnommen, dass man vor allem Projekte zum Ausbau der Infrastruktur
in Nord-Norwegen ankurbeln will. Für die Fremskrittspartiet scheinen
Autofahrer außerdem unheimlich wichtig zu sein. Bei jedem im
Wahprospekt vorgestellten Wahlkandidaten war angegeben, welches Auto
er fährt. Glückwunsch das ihr alle (mit einer Ausnahme) Audi, Lexus
oder Mercedes fahrt. Naja wer was kompensieren muss.
Etwas nervig an der Kommunalwahl finde
ich den „Telefonspam“. Seit einer Woche bekomme ich ständig
automatisierte Anrufe von einem Computer, der versucht mit mir eine
Wahlumfrage auf Norwegisch durchzuführen. Mindestens drei oder vier
solcher Anrufe habe ich schon bekommen. I could not care less.