Das Thema Auto gehört definitiv zu den Themen, die in deutschen Foren über Norwegen am meisten diskutiert werden. Glücklicherweise hatte ich in den ersten 3 Monaten als „öffentlicher Verkehrsmittel-Fahrer“ genug Zeit mich mit der Thematik vertraut zu machen. Mein Fazit: es gibt keine Möglichkeit, preiswert an ein Auto in Norwegen zu kommen. Das Auto aus dem Ausland mitbringen kostet horrende Importsteuern und ist mit viel Aufwand verbunden. Es gibt diese zwei Berechnungsmodelle zum Berechnen der Einfuhrsteuer, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen will, da es schon tausend Mal woanders durchgekaut wurde. Das Auto gebraucht kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland. Die beste Webseite für Gebrauchtwagen ist wie immer finn.no. Dort werden gebrauchte Autos von Privatpersonen und Händlern verkauft. Beim Händler kostet es in der Regel etwas mehr, hat aber den Vorteil das man eine Gebrauchtwagengarantie bekommt. Ist das Auto noch relativ neu, kann es sogar sein, dass die Neuwagengarantie noch Gültigkeit hat.

Bei gebrauchten Autos in Norwegen müsst ihr mit 50% höheren Kosten als in Deutschland rechnen. Mein Kollege aus den Niederlanden hat sich vor 2 Wochen in Bardufoss einen gebrauchten Peugeot 107 (Baujahr 2009, km-Stand 38.000) für rund 90.000 NOK gekauft. Eine Woche später hat er im holländischen Radio eine Werbung gehört, in der dieses Modell als Neuwagen für 7.000 Euro angeboten wurde. Das sind in etwas 4.400 Euro Preisunterschied und man bekommt ein neues Auto.

Es gibt jedoch eine andere Seite der Medaille. Hohe Gebrauchtwagenpreise zahlen sich beim Verkauf wieder aus. In Norwegen verlieren die Autos nämlich deutlich langsamer an Wert als in Deutschland. Das Cliché, dass der Neuwagen beim Wegfahren aus dem Autohaus bereits 10% an Wert verloren hat, gilt hier definitiv nicht. Ich habe mit in Tromsø ein paar Nissan Qashqai angeschaut. Vom Nissan Autohaus in Tromsø wurde mir ein Neuwagen und ein Vorführwagen mit 1.000 km angeboten. Der Verkäufer sprach sehr gut Englisch übrigens. Der Vorführwagen war nach meinen Verhandlungen am Ende nur noch 500 Euro billiger als der Neuwagen, was bei einer Kaufsumme von 37.000 Euro wirklich nicht mehr ins Gewicht fällt. Ich habe mich also für einen Neuwagen entschieden und kann das jedem, falls ihr die Ersparnisse habt, empfehlen. Wenn ihr Euch im Internet die Preise für ein, zwei oder drei Jahre alte Gebrauchtwagen anschaut, werdet ihr feststellen, dass der Wertverlust sehr gering ist. Oft kosten 3 Jahre alte Gebrauchte mit ordentlich Kilometer runter, noch mehr als ein Neuwagen in Deutschland. Mein Plan ist also das Auto solange zu fahren, wie wir in Norwegen bleiben und es am Ende für gutes Geld zu verkaufen. Ich kann Euch nur davon abraten, ein Auto aus Deutschland mit nach Norwegen zu bringen. Am Ende zahlt ihr dank Einfuhrsteuer fast das gleiche Geld, wie für einen Gebrauchtwagen den ihr in Norwegen kauft. Die importierten Autos gehen beim Verkauf in Norwegen auch für weniger Geld weg, bzw. sind schwerer zu verkaufen. Ich denke es ist besser, sein Auto in Deutschland vor der Ausreise zu verkaufen und hier ein neues Auto zu kaufen.

Der Autokauf ging bei mir wie folgt über die Bühne. Beim Händler angerufen und einen Termin zur Probefahrt vereinbart. Die Probefahrt durchgeführt und mir zwei Angebote für Neu- und Vorführwagen geben lassen. Nach ein paar Tagen hat mich der Händler angerufen und ich habe etwas verhandelt. Mein Argument war, dass ich genau das gleiche Auto als Neuwagen bei finn.no in der Nähe von Oslo gesehen habe und es dort deutlich preiswerter war. Das ist natürlich eine Milchmädchen-Rechnung denn alle Autos sind im Süden Norwegens billiger. Allerdings hat man immer die Möglichkeit das Auto in Oslo zu kaufen und nach Norden zu fahren oder es nach Norden transportieren zu lassen. Für den Transport via Bahn nach Narvik oder via Truck muss man in etwa 5.000 NOK planen. Nicht selten ist das aber immer noch preiswerter als ein Auto in Troms oder Finnmark zu kaufen. Nach etwas Hin und Her konnten wir uns auf einen Preis von 299.000 NOK für den 2011 Nissan Qashqai Tekna 1.5d einigen. Dieses Model kostet um die 26.000 Euro in Deutschland. Preisunterschied 11.000 Euro. Winterreifen habe ich aus dem Angebot streichen lassen, da der Händler dafür 18.000 NOK berechnen wollte, ich die selben Reifen aber für 9.000 NOK via Internet bestellen kann.

Dann gab es noch die Frage der Versicherung zu klären. Genau wie in Deutschland gibt es Rabatt für schadensfreie Jahre. Es muss allerdings ein Nachweis der unfallfreien Jahre vom vorherigen Versicherer erbracht werden. Da ich seit 1997 fahre, galt es also 2 Jahre bei der schwedischen und 12 Jahre bei der deutschen Versicherung nachzuweisen. Leichter gesagt als getan, die deutschen Versicherungen stellen sich nämlich extrem blöd an. Meine ersten 10 Versicherungsjahre liefen irgendwie bei der Ford Autoversicherung. Diese Versicherung tritt allerdings bei Wechsel die Schadensfreiheitsrabatte an den Folgeversicherer ab und darf keinen solchen Nachweis an ehemalige Kunden schicken. Die S-Direkt, als mein letzter deutscher Versicherer, versprach mir einen Nachweis an die Adresse meiner Eltern zu schicken. 3 Wochen vergingen und angeblich war das Einschreiben verschwunden. Aus unerfindlichen Gründen war es auch nicht möglich noch ein zweites Schreiben zu schicken. Nach täglichem Telefonterror mit Nachfragen, war es dann aber doch irgendwann möglich und nach ein paar Tagen bekamen wir den Nachweis per Post. Der Nachweis der schadensfreien Jahre war natürlich auf Deutsch - die ganze Welt spricht ja auch Deutsch (na gut in Norwegen kriegt man auch jeden Scheiß auf Norwegisch). Ich habe das Schreiben dann ins Norwegische übersetzt und beim Abholen des Autos dem Händler in die Hand gedrückt. Um die Registrierung und die Versicherung kümmert sich der Händler, wenn man das wünscht (auch beim Gebrauchtwagenkauf) - sehr bequem. Ich bezahle nur 5.365 NOK für eine Vollkasko Versicherung bei der Enter Forsikring. Etwas teurer als in Deutschland also, aber nicht so viel. In Norwegen gibt es übrigens diese Regelung nicht wie in Deutschland, dass man bis Ende November seine Autoversicherung wechseln kann. In meinem Fall läuft die Versicherung ein Jahr und kann danach monatsweise gekündigt werden. Komisch war noch, dass ich über einen Monat nach Abholen des Autos keine Versicherungsunterlagen oder Rechnung von der Enter Forsikring erhalten habe. Lediglich eine Email mit der Bestätigung, dass das Auto versichert sein, kam kurz nach dem Kauf.

Bisher sind wir mit dem Auto sehr zufrieden. Ja, Autos, Benzin und Versicherung kostet alles viel mehr als in Deutschland, aber dafür verdient man auch mehr und kann das Auto beim Verlassen des Landes wieder für gutes Geld weiterverkaufen.

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