Im letzten Blogeintrag hatte ich darüber geschrieben das es sinnvoll ist, alle Touren auf Spitzbergen im voraus zu buchen. Für unseren zweiten Tag auf Svalbard hatten wir deshalb ein paar Wochen vorher eine Tour von Spitsbergentravel in die Eishöhle unterhalb des Longyear Gletschers gebucht. Leider bekam ich zirka 5 Tage vor unserem Flug nach Svalbard eine Email in der stand, dass diese Tour nicht mehr durchgeführt werde kann, da es einen Einsturz in der Höhle gegeben hat. Ziemlich blöd, aber was will man machen.

Mir blieb also nichts weiter übrig, als mich an der Rezeption im Svalbard Hotel nach unserer Ankunft über Alternativen zu informieren. Wie gesagt, einen kompletten Tag ausschließlich in Longyearbyen verbringen kann etwas langweilig werden, da es eine sehr kleine Stadt ist. Es gibt jedoch ein sehr schönes Museum (mehr dazu am Ende).

Überraschenderweise fand ich in den Auslagen an der Rezeption im Hotel eine weitere Höhlentour. Diese Tour wird von Wildlife Expeditions durchgeführt. Die Eishöhle liegt unter dem Lars-Gletscher. Das ist der Nachbar Gletscher des Longyear Gletschers. Da diese Eishöhle weiter oben liegt, war sie auch im Mai noch nicht eingestürzt und begehbar. Im Gegensatz zu Spitsbergentravel fährt Wildlife Expeditions die Teilnehmer auch nicht mit einem Schneeraupen Fahrzeug an den Höhleneingang. Jeder muss selbst zur Höhle wandern. Wir waren begeistert und wollten diese Tour unbedingt buchen. Die nette Dame von der Rezeption rief direkt beim Guide von Wildlife Expeditions an und fragte ob die Tour stattfinden könnte. Obwohl wir die einzigen Interessenten waren, sagte der Guide zu und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen um 9:00 Uhr. Diese Höhlentour ist offensichtlich weniger populär, da viele Touristen nicht so gerne wandern wollen.


Trotzdem die Dauer des Ausflugs mit 5 Stunden mehr als doppelt so lang ist, wie die der Spitsbergentravel Tour (2 Stunden), war der Preis nur unwesentlich höher. 730 NOK statt 575 NOK pro Person kostet der Trip. Am nächsten Tag wurden wir pünktlich um 9:00 Uhr am Hotel abgeholt. Unser Guide kam aus Frankreich und hieß Samuel Duc. Mit dabei hatte er seinen Hund Djénoun. Obwohl er ein Gewehr auf den Rücken geschnallt hatte, fand ich es gut, dass wir noch einen Hund dabei hatten. Immerhin ist man da oben auf dem Gletscher ganz alleine in der Natur. Jederzeit kann ein Eisbär um die Ecke kommen. Die Chancen dafür, sind in der Gegend von Longyearbyen aber eher gering.

Nachdem wir das Auto am Ende von Nybyen abgestellt hatten, wurde die Ausrüstung verteilt. Es gab Schneeschuhe, Skistöcke, Helm, Stirnlampe, heißes Wasser und Verpflegungsbeutel. Danach begann der Aufstieg in Richtung Lars Gletscher. Im Winter ist der Gletscher unter einer mehreren Meter dicken Schneeschicht begraben und mit Schneeschuhen relativ einfach zu bewandern. Ich hatte den Fehler gemacht, mir eine normale Winterjacke aus Daunen anzuziehen. Bereits nach 10 Minuten war ich komplett durchgeschwitzt. Glücklicherweise hatte ich unter der Jacke ordentliche Wanderbekleidung an. Ein atmungsaktives Sportshirt und einen Fleece Sweater. Die Winterjacke wurde abgelegt und über den Rucksack gehängt. Wir hatten das Glück im vollen Sonnenschein zu laufen. Es war auch im Sweater bei Minusgraden noch angenehm warm. Wenn die Sonne nicht scheint oder es sehr kalt ist, benötigt man aber eine richtige Wanderjacke (Softshell).


Die Aussicht war gigantisch! Man wandert direkt auf dem Larsgletscher nach oben und hat rechts und links hohe Berge, z.B. den Sarkofagen der knapp 600 m hoch ist. Der Weg ist hier auf jeden Fall auch das Ziel. Nach zirka 2 Stunden erreichten wir den Einstieg in die Eishöhle. Mehr als ein kleines Loch war nicht zu erkennen. Unvorstellbar das sich darunter ein provisorisches Iglu und der Eingang in ein unterirdisches Reich aus Eis befinden sollten. Wir ließen unsere Rucksäcke und uns selbst hinabgleiten, um nach zirka 3 Metern im Iglu anzukommen. Djénoun hatten wir neben dem Eingang festgebunden. Keine glückliche Entscheidung falls ein Eisbär vorbeischauen sollte, aber es gab keine Alternative. Nachdem wir einen Kaffee getrunken hatten, begann der Abstieg in die Eishöhle. Die Höhle ist eher nichts für Menschen mit Höhen- oder Platzangst. Mein Arbeitskollege hatte bereits nach wenigen Metern den Entschluss gefasst umzukehren, so dass wir nur noch zu zweit weitergingen. Im und unterhalb des Gletschers ist es wirklich beeindruckend. Die Wände bestehen aus Eis oder aus mit Eis überzogenem Fels. Teilweise war es sehr eng und niedrig und wir mussten uns kriechend fortbewegen. Der Aufenthalt im Inneren der Höhle dauerte etwa 45 Minuten. Es gibt mehr oder weniger nur einen Hauptgang, dem man folgen muss. Dieser endet dann in einer Sackgasse und man geht den gleichen Gang zurück. Verlaufen ist unmöglich. Unschön wäre es allerdings, wenn das Licht der Stirnlampen ausfallen sollte. Es ist komplett dunkel dort unten.


Nach dem Aufstieg zurück ins Iglu wurde erstmal ein kleines Mittag eingenommen und allerlei Geschichten über Svalbard ausgetauscht. Samuel arbeitet seit mehreren Jahren als Guide auf Spitzbergen, hauptsächlich im Sommer. 2012 war sein erstes Jahr, in dem er auch den Winter über in Longyearbyen geblieben ist. Normalerweise betreut er mehrtägige Ausflüge, für die Wildlife Expeditions ja bekannt ist. Im Sommer kann man zum Beispiel Touren mit dem Kanu machen und Nachts im Zelt schlafen. Die Wahrscheinlichkeit auf Eisbären zu treffen, ist im Sommer sogar noch höher als im Winter. Dann gibt es nämlich kein Fjordeis mehr und deshalb weniger Fläche für die rund 3000 Eisbären auf Svalbard. In der Regel werden die Teilnehmer mehrtägiger Ausflüge Nachts zur Eisbärenwache eingeteilt.

Der Abstieg vom Larsgletscher war nach der Anstrengung des Aufstiegs willkommen einfach und schnell. Ein Teil der Strecke kann man einfach auf dem Hintern rutschen. Ich wünschte ich hätte mein Snowboard mit dabei gehabt. Vom Eingang der Höhle zurück nach Nybyen wären es dann nur zirka 5 bis 10 Minuten gewesen. Alles in allem hat mir diese Höhlentour mit Wildlife Expeditions sogar noch mehr Spaß gemacht, als die Fahrt mit dem Schneescooter einen Tag vorher. Sam und Djénoun waren zwei echt tolle Führer und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Tour mit beiden machen kann.


Abschließend noch ein paar Informationen zum Svalbard Museum. Das Museum befindet sich hinter dem Radisson Blu Hotel in dem rot-braunen Gebäude der Universität. Es ist nicht besonders groß aber sehr informativ und schön gestaltet. Etwa eine Stunde kann man für den Besuch einplanen. Gezeigt wird vor allem die Entdeckung und die Geschichte Svalbards sowie die Flora und Fauna. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Bergbau und dem Svalbard Global Seed Vault. Schade fand ich, dass über einige Themen gar nichts zu sehen war. Nicht ein Wort wurde verloren über die Rolle Svalbards im Zweiten Weltkrieg oder den Flugzeugabsturz im Operafjellet von 1996.

Leave a Reply