Seit drei Tagen wohne ich nun in Tromsø. Da ich zunächst alleine hier oben bin, haben wir nur einen „Mini-Umzug“ gemacht. Drei große Koffer, zwei Rücksäcke und ein Snowboard im Zug von Stockholm nach Narvik. Von dort mit dem Mietwagen nach Tromsø. So war der Plan zumindest. SJ, die schwedische Eisenbahngesellschaft, hat unsere Pläne allerdings ein wenig durcheinander gewürfelt. Der Nachtzug aus Stockholm hatte nach dem Aufstehen bereits 2 Stunden Verspätung, da der Zug nicht so schnell wie geplant fahren konnte. Weitere anderthalb Stunden Verspätung kamen am Bahnhof Murjek dazu, wo der Zug wegen einer abgerissenen Oberleitung lange nicht weiterfahren konnte. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, fuhr der Zug nur bis nach Kiruna, da er wegen der Verspätung in Narvik nicht mehr gewendet werden konnte. Ich denke das hängt mit der Dunkelheit zusammen. Normalerweise fährt der Zug am Bahnhof Narvik ein, rollt dann wieder weg und kommt nach einer halben Stunde umgedreht zurück in den Bahnhof, um die Reisenden in Richtung Schweden an Bord zu nehmen.

Die Busfahrt von Kiruna nach Narvik dauerte überraschenderweise nur zweieinhalb Stunden. Ich hatte vom Zug aus bei Hertz angerufen, da deren Büro in Narvik nur bis 16 Uhr geöffnet ist und wir wegen 4-stündiger Verspätung erst 17 Uhr in Narvik waren. Der Hertz Mitarbeiter war super locker. Ich sollte ihn einfach anrufen, wenn wir am Bahnhof ankommen, er bringt mir den Mietwagen hin. Echter cooler norwegischer Service! Eine Frau aus Boden in Schweden sprach uns am Bahnhof Narvik an, während wir auf das Auto warteten. Zufällig wollte sie auch nach Tromsø. Allerdings konnten wir sie wegen des vielen Gepäcks leider nicht mitnehmen. Da es schon spät war, beschlossen wir alle eine Nacht in Narvik zu übernachten. Das Breidblikk Gjestehus ist sehr zu empfehlen, auch wenn es etwas hellhörig ist. Dafür wird man mit einem schönen Ausblick über die Stadt entschädigt. Das Doppelzimmer war mit 1.100 NOK nicht ganz billig, aber was ist schon billig in Norwegen. Ich brachte zuerst Nadine und unser Gepäck ins Gästehaus und holte anschließend unsere neue Reisebekanntschaft vom Bahnhof nach. Hoch im Norden hilft man sich halt.

Am nächsten Morgen ging es mit dem Mietwagen weiter nach Tromsø. Ich kann euch sagen, diese Route ist der Hammer! So eine fantastische Landschaft muss man selbst gesehen haben. Die Fahrt von Narvik nach Tromsø dauerte rund dreieinhalb Stunden. Wir checkten im Scandic Hotel in der Nähe vom Flughafen ein. Leider kann ich das Hotel nicht weiterempfehlen. Es ist ziemlich abgewohnt und roch muffig im Zimmer. Das Breidblikk Gjestehus war deutlich besser. Am nächsten Morgen um 9:00 Uhr erhielt ich den Schlüssel zu meiner neuen Wohnung. Die Übergabe ging schnell und problemlos über die Bühne. Schreck, es gibt gar keine richtigen Heizungen in allen Räumen. Stattdessen kann man nach Bedarf einen mobilen Heizkörper, auch Ölradiator genannt, an die Steckdose anstecken. Ob das in Norwegen so üblich ist? Immerhin ist das Haus von 1991, also noch nicht so alt. Wie in Schweden, gibt es auch hier Gemeinschaftsarbeit in der Wohngemeinschaft. Falls es Donnerstags schneit, bin ich mit Schneeschippen dran. Die Stunden werden dann an einem öffentlichen Brett aufgeschrieben. Jede Stunde ist 150 NOK wert. Einmal im Jahr werden alle Stunden zusammengerechnet. Wer am meisten gearbeitet hat, bekommt Geld erstattet. Wer wenig oder gar nichts beigesteuert hat, muss nach zahlen. Es gibt im Haus auch einen Gemeinschaftsraum, wo man zusammen Fernsehen (Fußball) schauen kann.

Ich bin erstmal begeistert von Tromsø. Die Stadt ist ziemlich voll. Das hatte ich bei meinem ersten Besuch anders in Erinnerung. Es gibt viele Autos und es sind viele Menschen unterwegs. Morgens kann man schon mal im Stau stehen. Wer denkt, das Tromsø am Arsch der Welt ist und hier niemand lebt, wird überrascht sein.

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