Kennt ihr diese dumme Geschichte vom “Wattfritze”, die man Kindern erzählt, wenn sie überall Licht anlassen und keinen Strom sparen? Etwas vergleichbares scheint es in Norwegen nicht zu geben, denn hier wird Strom verbraucht das einem die Haare zu Berge stehen (wenn ich welche hätte). Hauptsächlich liegt das sicherlich daran, dass es üblich ist elektrisch zu heizen. Zumindest in Tromsø haben die meisten Häuser und Wohnungen keine Heizung mit Fernwärme. Das sollte man unbedingt wissen, wenn man etwas zur Miete in Norwegen sucht. Der Strom ist üblicherweise nicht in der Miete enthalten. Andere Nebenkosten außer Strom muss der Mieter aber selten bezahlen. Diese Situation würde mich in Deutschland oder Schweden aufjubeln lassen, wo ich maximal 50 Euro für Strom im Monat bezahlt habe. In Norwegen ist Strom allerdings ein großer Posten in der Haushaltskasse.

Das elektrische Heizen ist mir in meinem ersten Monat in Tromsø gleich auf die Füße gefallen. Ich hatte keine Ahnung welche Energiefresser diese Ölradiatoren sind und sie ständig laufen. Ist ja schließlich kalt draußen im März. Meine erste Rechnung von Troms Kraft belief sich auf 833 kWh für 65 Tage in einer 65qm Wohnung, uff. Kostenpunkt 981,00 NOK. Allerdings habe ich mich noch nicht um einen günstigeren Stromanbieter gekümmert, da ich in 3 Wochen eh noch einmal umziehe in Tromsø. Zum Vergleich, wir hatten in Schweden in einem Reihenhaus mit 98qm und 2 Personen im gleichen Zeitraum lediglich 300 kWh. Fast dreimal so viel Strom verbraucht, echt bedenklich. Kostenmäßig macht es allerdings keinen Unterschied, da Strom in Norwegen echt billig ist. 300 kWh von Vattenfall in Schweden hätte mich ziemlich exakt genau so viel gekostet.

Um das schlechte Gewissen etwas zu beruhigen, sollte man wissen das Norwegen zur Stromerzeugung fast ausschließlich auf erneuerbare Energien setzt. 96 Prozent der Elektrizitätsproduktion basiert auf Wasserkraft. Damit ist Norwegen der größte Anwender von Wasserkraft weltweit. 2009 wurden 127,1 Milliarden kWh in 1250 Wasserkraftwerken produziert. Das Wasserkraft Potential liegt sogar bei 205 Milliarden kWh (Twh). Es ist trotzdem nicht sicher, dass ich hier in meiner Wohnung erneuerbare Energie verbrauche. Norwegen verkauft den grünen Strom nämlich an andere Länder in Europa und kauft teilweise den billigeren Atomstrom vom Nachbarn Schweden. Es ist aber möglich beim Stromanbieter anzugeben, dass man ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien beziehen will.

Mein lokaler Anbieter Troms Kraft schickt regelmäßig eine Kundenzeitschrift raus, die Vårenergie heißt. Dort wurde in der letzten Ausgabe ein 33-jähriger Kunde vorgestellt, der mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus in Tromsø wohnt. Er hat einen Jahresverbrauch von 20.000 bis 30.000 kWh. Ich finde das wahnsinnig viel. Keine Ahnung ob das normal ist, ich hatte noch nie ein Einfamilienhaus. Rechnet man den Verbrauch von unserem schwedischen Reihenhaus auf das Jahr hoch, kommen wir auf 3.600 kWh. Schon deutlich weniger. Da wir jetzt wieder in ein Reihenhaus ziehen zur Miete, bin ich auf der Suche nach sparsamen Alternativen zum Heizen, denn auch im neuen Haus sind Ölradiatoren die einzige Möglichkeit zum Heizen.















Vorbildlich ist Norwegen beim Trennen von Müll. Von Deutschland kannte ich ja noch den gelben Sack, den manche Leute verwenden und manche nicht. In Schweden kann man Haushaltspappe und Plastik auch trennen. Allerdings muss sich auch dort jeder selbst überlegen wie er das macht. In Tromsø funktioniert das folgendermaßen. Im Rathaus liegen kostenlose Mülltüten in 4 Farben aus. Zeitungen und Reklame ist Rot. Speisereste sind Grün. Plastik ist Blau. Pappverpackungen von Pizza, Nudeln etc. sind Gelb. Alles andere aus dem Haushaltsmüll kommt in eine gewöhnliche Einkaufstüte, die umgekrempelt werden sollte, damit sie weiß ist und sich vom Rest deutlich unterscheidet. Die Einkaufstüten aus Plastik gibt es in Norwegen immer noch kostenlos im Supermarkt und fast jeder der einkauft nimmt pro Einkauf 2-3 Tüten mit nach Hause - soviel zum Thema Verschwendung in Norwegen. In Deutschland hat man irgendwann Mitte der 90ziger angefangen, Geld für die Plastetüten zu nehmen um die Leute zum Umdenken zu bewegen. Ist ja auch nicht schwer eine gebrauchte Tüte oder einen Beute mit zum Einkaufen zu nehmen. Aber gut, in Norwegen denkt man halt noch anders. Zurück zur Mülltrennung. Jedenfalls trennt man den Haushaltsmüll nach Farben, wie oben beschrieben. Alle Tüten landen dann im gleichen Container. Ich denke später werden sie automatisch nach Farben getrennt. Falls jemand noch eine Geschäftsidee für Norwegen sucht, ich habe noch keine Mülleimer für den Haushalt gesehen, wo es für jede Farbe einen extra Behälter gibt. Quasi einen Mülleimer mit 5 Fächern. Sieht immer ziemlich blöd aus, wenn 5 Tüten in der Küche herumliegen.

One Response so far.

  1. Unknown says:

    Hallo, bin durch Zufall auf Euren Blog gestossen und finde es sehr interessant, was Ihr hier in Norwegen so für Erfahrungen sammelt. Bin selbst vor 6 Jahren hierhergezogen und kam auch wie Ihr aus Schweden. Allerdings bin ich mit einem Norweger verheiratet sodass ich mit einigen Sachen andere Erfahrungen gemacht habe als ihr.

    Will gerne ein bisschen kommentieren - sicherlich habt ihr inzwischen auch schon mehr Erfahrung mit dem Leben in Norwegen.

    Stromverbrauch und Heizen

    Standard ist in Norwegen leider das aufheizen mit elektrischen Wärmeelementen. Allerdings muss es auch eine alternative Wärmequelle geben, die unabhängig von Strom ist, falls dieser mal ausfällt. Normal ist es, dass viele Norweger im Winter den Ofen anheizen und die elektrischen Heizungen auf ca. 10-15 grad eingestellt sind, damit eine Grundwärme im Haus ist.

    An den hohen Stromverbrauch mussten wir uns auch erstmal gewöhnen, aber wir (Familie mit 3 Kindern in einem 100 kvm Haus) liegen so ca. bei 2500-3000 kwh in 2 Monaten. Im Winter sind wir ungefähr da, im Sommer ist es weniger, da das Heizen wegfällt.

    Müll

    Mülltrennung ist hier von Kommune zu Kommune unterschiedlich gehandhabt und es ist mir manchmal schleierhaft, wieso einige Sachen sind wie sie sind. Wir trennen zum Beispiel Essensabfall und Windeln während man es in anderen Kommunen nicht voneinander trennt sondern zusammen entsorgt.Unser Restabfall wird nach Schweden verkauft, damit die Stadt Østersund auch im Winter im Zentrum eisfrei ist (die haben sich im Zentrum "Fussbodenheizung" unter den Marktplatz gelegt. :)

    Einkaufstüten habe ich in Norwegen allerdings schon immer bezahlen muessen - sie kosten zwischen 0,70 und 0,90 NOK. Nur im Fall, dass man mal noch ne Extratüte braucht, kommt es vor, dass man diese kostenlos bekommt.

    Viele Grüsse aus Nord Trøndelag
    Jeanette

Leave a Reply