Wer länger in Norwegen bleiben will und hier arbeitet, der braucht ein norwegisches Konto. Der Arbeitgeber kann zwar das Gehalt in der Regel auch ins Ausland überweisen. Wenn man in Norwegen aber ausschließlich mit deutschem Konto und deutschen Karten hantiert, fallen auf Dauer jedoch zu viele Gebühren an. Für die Kontoeröffnung benötigt man einen Reisepass, den Registrierungsnachweis der norwegischen Polizei und die Fødselsnummer. Die Fødselsnummer entspricht der schwedischen Personnummer. Da man diese Nummer nur auf Antrag vom Finanzamt zugeteilt kriegt und die Bearbeitungszeit mehrere Wochen bis Monate betragen kann, ist es mehr als wahrscheinlich, dass man zum ersten Zahltag noch kein norwegisches Konto besitzt. Normalerweise kann der Arbeitgeber nun das erste Gehalt entweder auf ein deutsches Konto auszahlen oder das Gehalt zunächst für den Arbeitnehmer einbehalten (Adecco).
Ich hatte meine Fødselsnummer nach ungefähr 6 Wochen erhalten und bin noch am selben Tag zu Nordea gegangen um dort ein Konto zu eröffnen. Ich hatte bereits in Schweden ein Konto bei Nordea und war damit sehr zufrieden. Verglichen mit unserem Start in Schweden muss ich sagen, dass die Kontoeröffnung in Norwegen einfacher war. Es war von Anfang an klar, welche Unterlagen benötigt werden. Ende 2007 war die Kontoeröffnung in Schweden noch eine Grauzone. Ich wurde damals in Stockholm von Swedbank abgewiesen, die für mich kein Konto eröffnen wollten. Einige andere Leute die ich kenne, hatten auch Probleme ein schwedisches Konto zu bekommen.
Leider wurde mir auf den zweiten Blick klar, dass das Nordea Konto in Norwegen alles andere als gut ist. Für fast alles werden Gebühren verlangt, sogar beim Bezahlen mit der Bankkarte im Laden. Der Freude über das neue Konto folgte also sehr schnell die Enttäuschung. Eine kleine Umfrage im Büro ergab jedoch, dass viele Kollegen bei Skandiabanken ein Konto haben. Das ist eine reine Direktbank ohne Filialen, dafür mit besseren Konditionen. Dort habe ich im Moment mein norwegisches Konto. Das Nordea Konto habe ich wieder dicht gemacht. Bei Skandiabanken kann man nach dem Einloggen mit einem Mitarbeiter chatten, sogar in Englisch. Das ist bei Rückfragen sehr praktisch, z.B. wenn einem als Neu-Norweger der Kreditkartenantrag abgelehnt wird. Blöderweise musste ich mich selbst darum kümmern, dass meine Daten bei dem norwegischen Schufa Äquivalent Lindorff hinterlegt werden. Ich glaube die gleichen ihre Stammdaten nur aller paar Monate mit dem Einwohnerregister ab. Wenn man eine druckfrische Fødselsnummer bekommen hat und damit sofort Konto eröffnet, Kreditkarte beantragt etc. dann kann es vorkommen das Lindorff die Daten noch nicht im System hat. Man muss dann aber nur dort anrufen, dann holen die sich die Daten manuell.
Die Kontoführung funktioniert in Norwegen eigentlich genau so wie in Schweden. Es gibt eFaktura, also Rechnungen die man nicht mehr per Post nach Hause sondern nur noch per Email in seinen Bank Account kriegt. Das ist super praktisch, da man den ganzen Papierkram dann nicht mehr weg heften muss. Außerdem spart man sich die Rechnungsgebühr. Fast alle norwegischen Firmen bieten inzwischen Bezahlung via eFaktura an. Ich bezahle damit Strom (Troms Kraft, Gudbrandsdal Energi), Fernsehen (Viasat), Versicherungen (Gjensidige) und Internetzugang (Telenor). Der Rechnungsbetrag wird übrigens nicht direkt abgebucht. Es taucht lediglich die digitale Rechnung im Posteingang auf. Bei Skandiabanken bekommt man für jede neue eFaktura eine Email.
Die nächste Stufe der Bequemlichkeit nennt sich AvtaleGiro (in Schweden AutoGiro). Hier werden Rechnungsbeträge einfach abgebucht. Dafür ist dann allerdings auch eine eigenhändige Unterschrift des Kunden nötig. Anders als bei eFaktura, muss der Rechnungssteller eine unterschriebene Befugnis für AvtaleGiro besitzen. Wir machen das für SATS (Fitness-Studio) sowie eine Versicherung bei Gjensidige.
Ansonsten gibt es natürlich auch den ganzen anderen Kram. Überweisungen und Bezahlen von Rechnungen die mit der Post kommen, läuft bei Skandiabanken alles unter Regningsbetaling. Daueraufträge laufen unter Faste Overføringer. Eine kleine Besonderheit, im Vergleich zu Schweden, ist das Einloggen. Skandiabanken nutzt, wie viele norwegische Behörden, SMS zum Einloggen im Internet. Man gibt zunächst seine Fødselsnummer und ein persönliches Passwort an. Anschließend erhält man eine SMS auf sein Handy. Die SMS beinhaltet einen einmaligen Code, den man dann in der Webseite eingeben muss. Dieses Verfahren wird allerdings nicht von allen Banken genutzt. Die Nordea Bank in Norwegen verwendet stattdessen, genau wie in Schweden, einen kleinen Apparat zum Erzeugen von einmaligen Codes. Ich persönlich finde SMS praktischer.
Genau wie in Schweden, gibt es auch in Norwegen keine separate Bankleitzahl wie in Deutschland. Die ersten vier Ziffern der norwegischen Kontonummer identifizieren die Bank und die Filiale. Danach folgen 6 Ziffern die das Konto des Kunden identifizieren. Am Ende steht eine einstellige Prüfziffer. Bei den sogenannten Bankkarten von Visa oder Master ist die Kontonummer des zugehörigen Kontos meistens direkt auf die Karte gedruckt.
:-) Danke für diesen Blog-Post - ich habe bei freundlichen Norwegern Ware bestellt und hatte das Problem für die auf Rechnung gelieferte Ware den Überweisungsauftrag auszufüllen. Mit der Info aus diesem Blogbeitrag, dass die 4 ersten Ziffern der Kontonummer der deutschen Bankleitzahl entsprechen ging es dann. Und: Überhaupt sind das nette Blog-Beiträge: Ich habe hier gerne ein wenig herumgestöbert. Danke nochmal und herzliche Grüße!